Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A106
DOI: 10.1055/s-0032-1323269

Ausgebrannt – Psychische Erschöpfung im Pflegeberuf

S Grundke 1
  • 1Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Fakultät für Sozialwissenschaften, Department Gesundheit und Pflege, Saarbrücken

Einleitung: Im Handlungsfeld der stationären Altenpflege hat sich eine besondere ethische und wissenschaftlich begründete Sinnwelt entwickelt. Gleichzeitig werden Pflegekräfte im alltäglichen Pflegehandeln mit schwierigen strukturellen Rahmenbedingungen der Pflegearbeit konfrontiert. Die Studie untersucht die Folgen arbeitsintensiver und emotional anstrengender Pflegearbeit für das berufliche Selbstverständnis von Pflegefachkräften.

Methoden: Die qualitative Studie wurde im Design einer Mehrebenenuntersuchung angelegt. Die Erhebung erfolgte mittels fall- und interaktionsgeschichtlich fokussierten Experteninterviews (leitfadengestützt) in Kombination mit autobiografisch-narrativen Interviews. Befragt wurden zufällig ausgewählte Altenpfleger und Krankenschwestern (n=18). Die Analyse der Experteninterviews erfolgte mittels der Erkenntnislogik der Grounded Theory, die lebensgeschichtlichen Erzählungen wurden narrationsanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Problematische Rahmenbedingungen der stationären Altenpflegearbeit lassen die Problemkonstellationen der arbeitsintensiven und emotional anstrengenden Pflegetätigkeit für die in der stationären Altenpflege tätigen Pflegekräfte zugespitzt wirksam werden. Pflegekräfte werden gerade wegen ihrer pflegeprofessionellen Berufsidentifikation und ihrer berufsethischen Orientierung in die schwierigen Rahmenbedingungen der Pflegearbeit verstrickt. Das berufliche Selbstverständnis wird untergraben. Erfahrungen von Vergeblichkeit, Sinnlosigkeit und Ausgebranntsein sind die Folgen.

Schlussfolgerungen: Die betriebliche Gesundheitsförderung im Handlungsfeld der stationären Altenpflege hat ein erhebliches Entwicklungspotenzial. Pflegedienst- und Teamleiter sollten aktiver in das systematische betriebliche Gesundheitsmanagement eingebunden werden. Ressourcenorientierte Arbeitsplatzgestaltung und gezielte Förderung einer gesundheitsgerechten Erholung können die Gefahr von psychischer Erschöpfung reduzieren.