Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A114
DOI: 10.1055/s-0032-1323277

Kategorisierung der Aufwandsarten eines freiwilligen Qualitätssicherungsverfahren – Mit beispielhafter Quantifizierung anhand einer Registererhebung zur Kataraktchirurgie

U Hahn 1, S Schmickler 2, A Scharrer 3, K Schayan-Araghi 4, J Weindler 5, F Krummenauer 1
  • 1Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie der Universität Witten/Herdecke, Witten
  • 2Augen-Zentrum-Nordwest, Ahaus
  • 3Medizinisches Versorgungszentrum Fürth, Fürth
  • 4ARTEMIS MVZ Dillenburg, Dillenburg
  • 5Augen-Praxis-Klinik Esslingen Gemeinschaftspraxis PD Dr. med. J. Weindler, Dr. med. J. Failer-Neuhauser, Dr. med. R. K. Amiri, Dr. med. P. Hugger, Esslingen

Zielsetzung: Kategorisierung und beispielhafte Quantifizierung des Aufwands bei Konzeption, Implementierung und Durchführung eines freiwilligen Qualitätssicherungsverfahrens (QS) am Beispiel der Registerdatenbank zur Operation des Grauen Stars (Kataraktoperation) der OcuNet Gruppe

Material und Methoden: 2004 initiiertes webbasiertes QS zu Kataraktchirurgie. 5 dezentrale augenchirurgische Zentren und 20 Praxen dokumentierten konsekutiv 21.583 Datensätze. Zentrale Koordination und Auswertung.

Ergebnisse: Insgesamt höchster Aufwand liegt in Konzeption, Implementierung und Feinsteuerung der Erfassungssoftware: Schnittstellenumsetzung dauerte ca. 12 Monate. Nur bei 3 Studienzentren Schnittstelle realisierbar, erforderliche Doppeleingaben trotz Schnittstelle über 80%.

Aufwand der Implementierungsphase: Organisation der Dateneingabe. Dokumentation durch 1 bis zu 6 Mitarbeiter pro Zentrum. Anpassung der Patientenführung (Untersuchungsintervalle und -inhalte). Realisierung eines interdisziplinären Datenaustausches (Bsp: Zuständigkeit für ASA Klassifikation primär bei am QS nicht beteiligten Anästhesisten). Annäherung an ein gemeinsames Verständnis der Erfassungsinhalte.

Dezentraler Aufwand der laufenden Durchführung: Personalkosten. Erfassungsdauer eines vollständigen Datensatzes bis zu 20 Minuten. Zentrale Aufgaben: Überwachung und ggf. Rückkopplung bei Datenunvollständigkeit, Back-office-Funktion zu EDV-technischen und inhaltlichen Fragen sowie Auswertung der Datenbasis.

Schlussfolgerungen: Ein freiwilliges Qualitätssicherungsverfahren löst dezentral und zentral erheblichen Aufwand aus. Die Aufwandsarten unterscheiden sich in Konzeptions-, Implementierungs- und Durchführungsphasen. Bei freiwilligen Qualitätssicherungsverfahren kann zwar von einer guten Datenqualität (keine Fehlanreize aufgrund Sanktion oder Bonifikation) ausgegangen werden, eine Harmonisierung der Erhebungseckdaten ist jedoch im klinischen Alltag nur partiell realisierbar.