Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A124
DOI: 10.1055/s-0032-1323287

Soziodemografische und Strukturmerkmale sowie deren Zusammenhänge zu körperlichem und seelischem Wohlbefinden bei Ärztinnen und Ärzten in Sachsen

E Haufe 1, K Scheuch 1, A Seidler 1
  • 1Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der TU Dresden, Dresden

Ziel: Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels in der Ärzteschaft bestand ein Ziel der 2007 im Auftrag der SLÄK durchgeführten Studie (Hübler u.a. 2009) in der Erfassung von Belastungen und Ressourcen der Arbeitstätigkeit von Ärzt/innen. Der Beitrag untersucht hieran anknüpfend ausgewählte Zusammenhänge von Personen- und Tätigkeitsmerkmalen zu Gesundheit, Wohlbefinden und Berufszufriedenheit. Methoden: 2.234 Datensätze sächsischer Ärzt/innen (schriftliche Befragung, Response: 63%, Alter: 46±11 Jahre, 52% Frauen). Fragebögen: soziodemografische Angaben, GBB–24 (Brähler&Scheer 1995), FABA (Richter u.a. 1996), MBI-GS (Schaufeli u.a. 1996), ERI (Siegrist 2003). Statistik: Entscheidungsbäume (SPSS 19.01). Ergebnisse: Den höchsten Beschwerdegrad (Erschöpfung, Gliederschmerzen) berichten ältere Ärztinnen >40 Jahre und insbesondere jüngere mit nur wenigen freien Wochenenden im Monat. Trotz geringeren Freizeitumfangs zeichnen sich männliche Ärzte mit Wohnsitz in ländlicher Region oder Kleinstadt durch die beste Erholungsfähigkeit aus. Ärztinnen mit eigener Praxis und höchstens zwei freien Wochenenden im Monat reflektieren dagegen die ausgeprägteste Erholungsunfähigkeit wie auch die stärkste emotionale Erschöpfung. Werden lediglich in Krankenhäusern angestellte Ärzt/innen betrachtet, zeigt sich, dass der geringe Freizeitumfang an den Wochenenden gemeinsam mit den Bedingungen einer Großstadt mit einem deutlichen subjektiv erlebten Missverhältnis von Aufwand und Belohnung verknüpft ist. Die geschilderten Assoziationen sind signifikant (p<0,05). Diskussion: Soziodemografische Merkmale sowie spezifische Arbeits- und Lebensbedingungen von Ärzt/innen stehen in unterschiedlichem Maße mit körperlichem und seelischem Wohlbefinden im Zusammenhang. Es zeigen sich sowohl die Bedeutung des Alters, die Doppelbelastung bei Frauen unter 40 als auch die Rolle von Lebensumfeld und Freizeitumfang an den Wochenenden als Ausdruck hinreichender Rückzugsmöglichkeit in die Privatsphäre.

Literatur: Brähler, E.; Scheer, J. W. (1995): Der Gießener Beschwerdebogen (GBB). Handbuch. 2. ergänzte und revidierte Auflage. Bern: Huber.

Hübler, A.; Scheuch, K.; Müller, G.; Kunath, H. (2009): Berufliche Belastung, Gesundheitszustand und Berufszufriedenheit sächsischer Ärzte. Abschlussbericht. Dresden: SLÄK.

Richter, P.; Rudolf, M.; Schmidt, C. F. (1996): Fragebogen zur Analyse belastungsrelevanter Anforderungsbewältigung (FABA). Handanweisung. Frankfurt/Main: Swets Test Services.

Schaufeli, W. B.; Leiter, M. P.; Maslach, C.; Jackson, S. E. (1996): Maslach Burnout Inventory – General Survey. In: Maslach, C.; Jackson, S. E.; Leiter, M. P.: The Maslach Burnout Inventory (3rd ed.) – Test Manual. Palo Alto: Consulting Psychologists Press.

Siegrist, J. (2003): Der Fragebogen zur Messung beruflicher Gratifikationskrisen. ErgoMed 27/5, S. 134-136.