Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A133
DOI: 10.1055/s-0032-1323296

Szenarien fachärztlicher Versorgung in Ober- und Mittelzentren in Sachsen-Anhalt vor dem Hintergrund des demografischen Wandels bis zum Jahr 2025

R Hering 1, J Gonschorek 2, J Schweikart 3, M Schallock 1, D Graf von Stillfried 1
  • 1Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Berlin
  • 2Universität Potsdam, Institut für Geographie, Potsdam und weitere
  • 3Beuth Hochschule für Technik Berlin, Fachbereich III: Bauingenieur- und Geoinformationswesen, Berlin und weitere

Im Rahmen des Versorgungsstrukturgesetzes fallen den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) mehr Kompetenzen zur Ausrichtung der Versorgungsplanung auf den Bedarf der Bevölkerung zu. Eine Option ist es, in Regionen mit starkem Bevölkerungsrückgang die wohnortnahe fachärztliche Versorgung auf zentrale Orte zu konzentrieren. In Zusammenarbeit mit der KV Sachsen-Anhalt wird untersucht, wie sich Konzentrationsprozesse auf die Erreichbarkeit und Wirtschaftlichkeit von Arztstandorten in Ober- und Mittelzentren auswirken.

Aus geokodierten Abrechnungsdaten des Jahres 2007 werden Wegezeiten der Patienten zum Facharzt berechnet und für Varianzanalysen genutzt. Es wird untersucht, ob signifikante Unterschiede der Wegezeiten hinsichtlich Alter, Geschlecht, Arztgruppe und Gemeindetyp des Wohnortes bestehen. Im zweiten Schritt werden für zwei Szenarien mögliche zukünftige Wegezeiten und Patientenaufkommen an den gewählten Arztstandorten für das Jahr 2025 simuliert. Anwendung findet eine Hochrechnung der Arzt-Patientenkontakte auf Basis einer Bevölkerungsprognose. Gegenübergestellt werden die voraussichtlichen Versorgungssituationen unter Beibehaltung bisheriger Arztstandorte (Szenario 1) und bei ausschließlicher Nachbesetzung in zentralen Orten (Szenario 2).

Die Varianzanalysen zeigen, dass die Bevölkerung mit zunehmendem Alter geringere Wegezeiten zum Facharzt in Kauf nimmt. Für Szenario 1 ist eine angemessene Erreichbarkeit, jedoch für einzelne Standorte eine mangelnde Wirtschaftlichkeit zu erwarten. Für Szenario 2 ist mit einer ausreichenden Wirtschaftlichkeit, jedoch mit längeren Wegezeiten zu rechnen. Wohn- und Arztstandorte mit dem einen oder anderen Mangel werden herausgearbeitet.

Im Falle von Szenario 2 sollten vor allem ländliche Bereiche mit hohem Anteil älterer Bevölkerung und schlechter Erreichbarkeit des nächsten zentralen Ortes durch die Versorgungsplanung Beachtung finden. Hier gilt es, Möglichkeiten alternativer Versorgungs- und Transportangebote zu entwickeln.