Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A150
DOI: 10.1055/s-0032-1323313

Arztbezogene Qualitätsmessung: Potential von sektorenübergreifenden GKV-Routinedatenanalysen

D Horenkamp-Sonntag 1, R Linder 1, S Ahrens 1, F Verheyen 1
  • 1WINEG (Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen), Hamburg

Einleitung: Mit GKV-Abrechnungsdaten haben Krankenkassen in der Regel zeitnah Kenntnisse aus verschiedensten Leistungssektoren über Versicherte. Diese lassen sich versichertenbezogen zu einer sektorenübergreifenden Sekundärdatenbasis zusammenfassen und um klinische DMP-Primärdaten für Fragestellungen der QS-Messung nutzen. Methoden: Um Qualität auf Basis von GKV-Routinedaten arztbezogen zu messen, wurde systematisch recherchiert, welche Indikatoren zur Verfügung stehen. Es wurden für den deutschen Versorgungskontext wichtige Referenzen wie Quinth [1], NVL [2] und AQUIK [3] einbezogen. Es erfolgte eine Priorisierung nach Machbarkeitsaspekten, wobei methodische Probleme (z.B. Hilfsmittel) und Sonderkonstellationen (z.B. Integrierte Versorgung) berücksichtigt wurden. Ergebnisse: Die identifizierten Qualitätsindikatoren lassen sich zu drei Themenschwerpunkten zusammenfassen: die Krankheitsbilder Asthma und COPD mit zahlreichen Indikatoren wie z.B. der Hospitalisierungsrate und das ambulante Operieren (u.a. Wundinfektionsraten nach OP). Der dritte Schwerpunkt fokussiert die hausärztliche Versorgung (z.B. lmpfraten, Krankenhauseinweisung, Pharmakotherapie-Optimierung). Diskussion: Bei der Interpretation von QS-Effekten ist die Kausalität oft unklar. Für Asthma und COPD existieren Indikatoren, die sich nur mit DMP-Dokudaten anwenden lassen. Aktuelle Analysen [4–6] zeigen jedoch Validitätsprobleme der DMP-Dokudaten. Insbesondere bei seltenen Ereignissen (z.B. stat. Einweisungen) ist die niedrige Fallzahl pro Praxis problematisch. Schlussfolgerung: Obwohl Krankenkassen über eine breite sektorenübergreifende Datengrundlage verfügen, mit der sowohl versicherten- als auch arztbezogene Analysen möglich sind, gibt es nur einzelne Indikatoren, mit denen eine arztbezogene QS-Messung möglich ist. Unabhängig davon sind für jeden Indikator die Validität der zur Grunde liegenden Routinedatenparameter sowie Möglichkeiten zur praxisübergreifenden Morbiditätsadjustierung separat zu prüfen.

Literatur: 1. Quinth: Qualitätsindikatorendatenbank mit im deutschsprachigen Raum entwickelten, zugänglichen und angewendeten Qualitätsindikatoren der ambulanten, stationären und sektorübergreifenden Medizin

http://quinth.gkv-spitzenverband.de/content/index.php

2. Nationale Versorgungsleitlinie Asthma: Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungsleitlinie Asthma – Langfassung, 2. Auflage. Version 1.2, November 2010, http://www.versorgungsleitlinien.de/themen/asthma

3. AQUIK (Ambulante Qualitätsindikatoren und Kennzahlen): Erprobung und Etablierung eines validen, transparenten Satzes von Qualitätsindikatoren und Kennzahlen für die vertragsärztliche Versorgung http://www.kbv.de/aquik.html

4. Horenkamp-Sonntag D, Petereit F, Pieper C, Wildner D, Ahrens S, Linder R, Verheyen F: Notfallmäßige Hospitalisierung wegen Asthma-Beschwerden: externe Validitätsprüfung ärztlicher Angaben in DMP-Dokumentationsbögen, 10. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e.V.) und 18. GAA-Jahrestagung (Gesellschaft für Arzneimittelanwendungsforschung und Arzneimittelepidemiologie e.V.), 20. bis 22. Oktober 2011 in Köln

5. Horenkamp-Sonntag D, Linder R., Ahrens S, Verheyen F:, Externe Validität von DMP-Doku-Bögen im Abgleich mit GKV-Routinedaten: Wie valide werden Arzneimittel-Therapien und stationäre Notfalleinweisungen von DMP-Ärzten dokumentiert?, Jahreskonferenz 2012 der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomie e.V. (DGGÖ), 26. bis 27. März 2012 in Konstanz http://www.tk.de/tk/vortraege/vortraege-aktuell/448568

6. Horenkamp-Sonntag D, Linder R., Ahrens S, Verheyen F:, Externe Validität ärztlicher Primärdaten-Angaben im Rahmen der DMP-Dokumentation, 4. AGENS-Methodenworkshop, veranstaltet von der Arbeitsgruppe „Erhebung und Nutzung von Sekundärdaten“ (AGENS) der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) und der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi), 22. bis 23. März 2012 in Bremen http://www.tk.de/tk/vortraege/vortraege-aktuell/448568