Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A156
DOI: 10.1055/s-0032-1323319

Identifikation von Einflussfaktoren auf Entgelte im Brustkrebszentrum Regio im zeitlichen Vergleich (1996 – 97, 2003 – 04)

C Jacke 1, M Kalder 2, HJ Salize 1, U Wagner 2, US Albert 2
  • 1Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim
  • 2Universitätsklinikum Marburg und Gießen, Standort Marburg, Brustzentrum Regio, Marburg

Hintergrund:

Um eine höhere Transparenz hinsichtlich der stationären Vergütungssysteme zu erzeugen, lösten ab dem Jahr 2003 die Diagnosis-Related-Groups (DRG) die in den 1990er Jahren eingeführten Fallpauschalen (FP) und Sonderentgelte (SE) ab. Das Ziel der Studie war es, diese Transparenz anhand der Entgelte in beiden Perioden herzustellen und eine vergleichende Analyse durchzuführen.

Daten und Methoden:

Aus dem Landkreis Marburg-Biedenkopf wurden N=345 (1996–97) und N=398 (2003–04) primär therapierte Brustkrebspatientinnen aus den drei regionalen Krankenhäusern eingeschlossen. In Periode 1996–97 lagen keine Entgeltdaten vor, so dass gemäß eines Top-Down Ansatzes und unter Verwendung von medizinischen Kriterien die Patientinnen zu den FP/SE zugeordnet werden konnten. In Periode 2003–04 dienten die verfügbaren DRG-Daten zur Multiplen Imputation von fehlenden Werten. Die rekonstruierten Entgeltdatensätze gingen abschließend als abhängige Variable in ein periodenvergleichendes, risikoadjustiertes lineares Regressionsmodell ein.

Ergebnisse:

Der signifikante Entgeltunterschied zwischen Periode 1996–97 und 2003–04 betrug durchschnittlich 438 Euro. Dieser Entgeltunterschied bleibt auch nach Risikoadjustierung signifikant. Den therapeutischen und infrastrukturellen Faktoren können nur schwache Einflüsse nachgewiesen werden.

Schlussfolgerung:

Die eingesetzten Methoden sind zweckmäßig, um im Periodenvergleich die Erlössteigerungen abzubilden. Der Erlösanstieg allein muss jedoch in Relation zum stark gewachsenen Versorgungsspektrum bewertet werden. Dies gilt ebenso für die veränderten Versorgungsstrukturen (Früherkennung, DMP, Netzwerkbildung, Tumorboard, Leitlinienadhärenz, Zertifizierungen von Qualitätsmanagementsystemen), die zu nachweislich steigender Effektivität führten. Insofern ist die Berechnung der inkrementellen Kosten-Effektivitäts-Verhältnisse (ICER) in einem nächsten Schritt dringend geboten.