Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A159
DOI: 10.1055/s-0032-1323322

Wer nimmt an Bonusprogrammen der gesetzlichen Krankenversicherung teil? – Ergebnisse aus der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell 2009“ (GEDA09)

S Jordan 1, E von der Lippe 1, A Starker 1, A Franke 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Problemstellung:

Die gesetzlichen Krankenkassen können ihren Versicherten für die regelmäßige Inanspruchnahme von Angeboten zur primären Prävention oder Früherkennung einen Bonus in Form von Geld- oder Sachprämien vergeben. Die Bonusprogramme sollen zum gesundheitsbewussten Verhalten motivieren, dienen den Kassen aber auch als Marketinginstrument. Mit dieser Studie sollen die Merkmale der Versicherten beschrieben werden, die an Bonusprogrammen teilnehmen.

Methode:

Die GEDA-Studie 2009 ist eine repräsentative Befragung der deutschsprachigen Bevölkerung ab 18 Jahren. Zwischen Juli 2008 und Juni 2009 wurden 21.262 computergestützte Telefoninterviews durchgeführt. Für unsere Studie wurden davon 17.599 Personen einbezogen, die in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert waren. Es wurde die Teilnahme an einem Bonusprogramm und präventiven Angeboten erhoben. Untersuchte Einflussfaktoren waren Geschlecht, Alter, Sozialstatus und Kassenart.

Ergebnisse:

An einem Bonusprogramm nahmen 20,4% der Versicherten teil (95%-KI 19,6–21,2). Unter der gleichzeitigen Berücksichtigung aller Einflussfaktoren war die Inanspruchnahme präventiver Leistung bei den Bonusprogrammteilnehmern signifikant höher als bei Nichtteilnehmern (OR=2,60; p<0,01). Ältere Versicherte waren häufiger in Bonusprogrammen eingeschrieben als jüngere (z.B. 18- bis 29-Jährige im Vergleich zu über 65-Jährigen: OR=0,49; p<0,01). Die Chance für eine Bonusprogrammteilnahme war bei niedrigem Sozialstatus signifikant geringer als mit hohem Sozialstatus (OR=0,85; p<0,05).

Schlussfolgerungen:

Versicherte in Bonusprogrammen weisen ein gesundheitsbewussteres Verhalten im Vergleich zu Nichtteilnehmern auf. Aber von den Prämien profitieren häufiger Ältere und Versicherte mit hohem Sozialstatus, die ohnehin eine überdurchschnittliche Inanspruchnahme von präventiven Leistungen aufweisen, auch ohne eine Bonusprogrammteilnahme. Bonusprogramme sollten stärker auf Gruppen abzielen, die bisher nicht an präventiven Maßnahmen teilnehmen.