Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A172
DOI: 10.1055/s-0032-1323335

Nutzergesundheit und Versorgungsqualität in der stationären Langzeitversorgung – Ergebnisse einer empirischen Untersuchung

T Kleina 1, A Horn 1, D Schaeffer 1
  • 1Universität Bielefeld, Bielefeld

Hintergrund: Bei den Nutzern der stationären Langzeitversorgung in Deutschland handelt es sich überwiegend um hochaltrige, multimorbide Menschen, die unter mehrfachen dauerhaften körperlichen und kognitiven Funktionseinbußen leiden. Allerdings ist die Datenlage zu gesundheitlichen Potenzialen, Fähigkeiten und Partizipationsmöglichkeiten dieser Nutzer insgesamt unzureichend. Auch über das Ausmaß, in dem sie tatsächlich von Qualitätsproblemen betroffen sind und dadurch in ihrer Gesundheit beeinträchtigt werden, liegen vergleichsweise wenige Daten vor. Damit fehlen wichtige Voraussetzungen zur Entwicklung passgenauer Interventionsstrategien, die geeignet sind, die Versorgungsqualität zu verbessern. Im Projekt „Qualität und Gesundheit in der stationären Altenhilfe“ sollte im Rahmen einer empirischen Bestandsaufnahme diese Datenbasis verbreitert werden.

Methode: Im Projekt wurden Daten über den Gesundheitszustand, die Selbständigkeit, Funktionseinbußen aber auch Förderungspotenziale von 807 Bewohnern aus acht stationären Pflegeeinrichtungen erhoben. Die Datenerfassung erfolgte mittels eines standardisierten Erhebungsinstrumentes, das für die Fremdeinschätzung durch Pflegefachkräfte konzipiert wurde.

Ergebnisse: Die Daten verdeutlichen insbesondere das hohe Ausmaß körperlicher und kognitiver Beeinträchtigungen, von denen die Nutzer stationärer Langzeitpflege betroffen sind und die in Wechselwirkung stehen. Gleichzeitig zeigen sie, dass auch bei Heimbewohnern Potenziale zur Verbesserung der Selbständigkeit und der Vermeidung gesundheitlicher Belastungen bestehen.

Schlussfolgerungen: Um bestehende Potenziale zur Qualitätsentwicklung, insbesondere zur Gesundheitsförderung bei Nutzern stationärer Langzeitpflege effektiv zu nutzen, bedarf es weitreichender Anpassungen bestehender Konzepte bzw. der Entwicklung neuer Ansätze. Diese müssen insbesondere die beeinträchtigten kognitiven Fähigkeiten der Adressaten stärker berücksichtigen, als dies bislang der Fall war.