Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A209
DOI: 10.1055/s-0032-1323372

Welche Faktoren beeinflussen die Patientenadhärenz in der pharmakologischen Therapie – Ein systematischer Review

T Mathes 1, D Pieper 1, SL Antoine 1, M Eikermann 1
  • 1Institut für FOrschung in der Operativen Medizin (IFOM), Universität Witten/Herdecke, Köln

Einleitung:

Adhärenz wird als wichtiger Faktor für den Erfolg vieler pharmakologischer Therapien gesehen. Bei chronischen Erkrankungen liegt die Adhärenz dennoch bei nur etwa 50% [1]. Ziel dieser Arbeit war die Identifikation von Faktoren, die einen Einfluss auf die Adhärenz bei oraler Pharmakotherapie bei nicht psychischen Erkrankungen ausüben. (Die Studie wurde von Janssen-Cilag gesponsert.)

Methodik:

Es wurde eine Recherche nach systematischen Reviews (SR) in den Datenbanken MEDLINE, EMBASE, DARE und HTA-Database durchgeführt. Die Abstracts und Volltexte wurden auf Erfüllung a-priori definierter Einschlusskriterien geprüft. Die methodische Qualität der eingeschlossenen SR wurde bewertet, relevante Daten wurden extrahiert und aufbereitet. Alle Prozessschritte wurden unabhängig von zwei Gutachtern vorgenommen.

Ergebnisse:

Insgesamt wurden 1216 Treffer erzielt. Von diesen wurden 10 SR eingeschlossen. Die meisten der eingeschlossen Studien weisen erhebliche methodische Mängel auf. Faktoren, für die in der Mehrheit der SR ein signifikanter Zusammenhang mit dem Adhärenzverhalten festgestellt werden konnte, waren Alter, Geschlecht, die Arzt-Patientenbeziehung und psychische Komorbidität, wobei die Effekte nicht immer gleichgerichtet sind. Andere Faktoren, die in mehreren SR untersucht wurden, zeigten entweder keinen signifikanten Einfluss oder aber uneinheitliche Ergebnisse, entweder in Bezug auf die Signifikanz oder die Effektrichtung.

Diskussion:

Insbesondere Alter, Geschlecht, Arzt-Patientenbeziehung und psychische Komorbidität zeigen einen Einfluss auf die Adhärenz. Allerdings sollte bei der Interpretation berücksichtigt werden, dass die Studien methodische Mängel aufweisen und teilweise heterogene Ergebnisse aufweisen. Es ist insbesondere bezüglich der Einflussrichtung der Faktoren weiterer Forschungsbedarf gegeben.

Literatur: 1. World Health Organisation, ADHERENCE TO LONG-TERM THERAPIES-Evidence for action. 2003.