Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A218
DOI: 10.1055/s-0032-1323381

Versorgungsqualität in der stationären Altenpflege: Eine Analyse der Berichterstattung in deutschen Printmedien

M Messer 1, D Düllmann 1, D Vogt 1
  • 1Institut für Pflegewissenschaft, Universität Bielefeld, Bielefeld

Hintergrund: Die Sicht politischer Entscheidungsträger und der Bevölkerung auf die Versorgungsqualität in deutschen Pflegeheimen wird maßgeblich über die Berichterstattung der Printmedien mitbestimmt. In der Untersuchung wurde daher der Frage nachgegangen, wie häufig und mit welchen Inhalten in deutschen Printmedien über Mängel in der stationären Altenpflege berichtet wird.

Methoden: Es erfolgte eine systematische Recherche in der Datenbank LexisNexis sowie eine ergänzende Handsuche in ausgewählten deutschen Tageszeitungen. Eingeschlossen wurden Artikel, die über einen konkreten Fall eines Pflegemangels bzw. dessen Folgen in stationären Altenpflegeeinrichtungen berichten und deren Veröffentlichung zwischen 01/2005 und 07/2011 stattfand. Die Selektion und Auswertung der Artikel mittels quantitativer Inhaltsanalyse erfolgte durch zwei voneinander unabhängige Reviewer.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 91 relevante Artikel aus 14 Zeitungen (ohne Regionalausgaben) in die Bewertung einbezogen werden. Diese ließen sich 31 einzelnen Fällen zuordnen. Von den eingeschlossenen Artikeln sind 32 allein im Jahr 2010 erschienen. Zu den häufigsten Gründen der Berichterstattung gehörten Personalmangel, Verdacht der unterlassenen Hilfeleistung und der körperlichen/psychischen Misshandlung sowie Flüssigkeitsmangel und Ernährungsprobleme bei Bewohnern. Besonders häufig berichtete Folgen waren Auflagen durch die Heimaufsicht wie ein Aufnahmestopp von Bewohnern, Kündigung der Verantwortlichen sowie Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft. Hingegen stellten Positivmeldungen, etwa über nicht bestätigte Verdachtsfälle, die Ausnahme dar.

Schlussfolgerung: Die Zahl der berichteten tatsächlichen Fälle erscheint niedrig, wenn sie im Verhältnis zur medialen und politischen Aufmerksamkeit gesehen wird. Dies unterstreicht die Annahme, dass die Versorgungsqualität in der Altenpflege vor allem über vereinzelte (Verdachts-)fälle und Straftaten in die öffentliche Wahrnehmung gerät.