Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A225
DOI: 10.1055/s-0032-1323388

Nutzbarkeit ressourcenorientierter Ansätze in der Hausarztpraxis – eine qualitative Studie

A Miksch 1, F Prüfer 1, K Götz 1, S Joos 1
  • 1Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg

Hintergrund: Obwohl die Stärkung von Prävention und Gesundheitsförderung immer wieder als wichtige Aufgabe für das Gesundheitswesen benannt wird, ist die Verankerung und damit verbunden die Umsetzung ressourcenorientierter Ansätze (Salutogenese) in der Medizin nach wie vor eher gering. In dieser Studie wurde untersucht, welche Erfahrungen Hausärzte bislang mit der Nutzung salutogener Ressourcen der Patienten und mit der Stärkung eigener Ressourcen zum Stressabbau bzw. zur Burnout-Prävention gemacht haben und welches Verbesserungspotenzial aus Sicht der Hausärzte besteht.

Methodik: Anhand eines vorab entwickelten Leitfadens wurden semi-strukturierte Telefoninterviews mit 19 Hausärzten geführt. Die Gespräche wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet. Dabei wurden u.a. Fragen nach den Erfahrungen mit ressourcenorientierten Ansätzen, Chancen und Barrieren und der Umgang mit den eigenen Ressourcen erfragt.

Ergebnisse: Der Einbezug der Ressourcen der Patienten wird in den Interviews als ärztliche Kernkompetenz beschrieben. Dabei spielt das Arzt-Patienten-Gespräch eine wichtige Rolle. Die Vorstellung davon, welche Ressourcen besonders wichtig sind, ist unterschiedlich. Eine besondere Bedeutung kommt der Unterstützung von lebensstilverändernden Maßnahmen und der Bewältigung chronischer Erkrankungen zu. Eine bessere Nutzbarkeit kommunaler Angebote sowie eine Verbesserung der Aus- und Weiterbildung im Hinblick auf die Ressourcenorientierung werden von den Befragten als wichtig erachtet.

Diskussion: Vor dem Hintergrund einer steigenden Prävalenz chronischer Erkrankungen und dem Umgang mit Multimorbidität einerseits und der Zunahme von psychischen Belastungen und Burnout andererseits kommt der Gesundheitsförderung und der Verankerung der Salutogenese in der Medizin eine wichtige Rolle zu. Dies sollte auch in einer konsequenten und frühen Auseinandersetzung bereits während Studium und Weiterbildung deutlich werden.