Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A231
DOI: 10.1055/s-0032-1323394

Glitazone in der Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2– Änderungen im Verordnungsverhalten

P Neubauer 1, V Mühlbauer 1, S Lochner 1, L Goltz 1, W Kirch 1
  • 1Institut für Klinische Pharmakologie, TU Dresden, Dresden

Einleitung: Mit Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) von Juni 2010 können Glitazone (Rosiglitazon, Pioglitazon) zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 (DM2) nicht mehr zulasten der gesetzlichen Krankenversicherungen verordnet werden. Grundlage dafür war die Nutzenbewertung durch das IQWiG [1]. Im November 2011 wurde Rosiglitazon vom Markt genommen (noch vor Inkrafttreten des Verordnungsausschlusses im April 2011), da wenige Monate zuvor die EMA das Ruhen der Zulassung aufgrund des negativen Nutzen-Risiko-Verhältnisses empfohlen hatte [2]. Mit der vorliegenden Untersuchung sollten Informationen über Änderungen des Verordnungsverhaltens der Glitazone gesammelt werden.

Material und Methoden: Der Arzneimittelberatungsdienst (ABD) für Patienten am Institut für Klinische Pharmakologie der TU Dresden besteht seit 2001. Die Anfragen werden anonymisiert in einer relationalen Datenbank gespeichert. Für die Auswertung wurden alle Anfragen aus den Jahren 2007–2011 hinsichtlich angegebener Medikamente deskriptiv analysiert. Der Fokus lag auf Glitazon-haltigen Antidiabetika.

Ergebnisse: Im untersuchten Zeitraum wurden insgesamt 9543 Anfragen an den ABD gestellt. In 6,5% (n=619) der Anfragen wurden orale Antidiabetika angegeben mit einer Gesamtzahl von 849 Präparaten. Der Anteil Glitazon-haltiger Medikamente lag bei 5,9% (n=50). In den Jahren 2007–2009 bewegte sich der Anteil zwischen 7,6% und 8,7%, in den beiden Folgejahren nahm er stärker ab (2010: 4,7%; 2011: 2,9%). Medikamente mit Pioglitazon wurden häufiger angegeben als Rosiglitazon-haltige Antidiabetika (38 vs. 12).

Diskussion: Der geringe Anteil Glitazon-haltiger Antidiabetika an der Gesamtzahl angegebener oraler Antidiabetika beim ABD lässt eine untergeordnete Bedeutung dieser Medikamente in der Therapie des DM2 vermuten. Der deutliche Rückgang des Anteils der Glitazone ab 2010 ist sicherlich im Zusammenhang mit dem Verordnungsausschluss der Glitazone und der Marktrücknahme von Rosiglitazon zu sehen.

Literatur: [1] Kurzfassung zum Abschlussbericht des IQWiG (Glitazone zur Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2) vom 26.11.2008.

[2] Presseinformation der EMA vom 23.09.2012.