Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A261
DOI: 10.1055/s-0032-1323424

Die Terminologie in der Versorgungsforschung: Bei vielfältigen Zielen und Methoden sollte die Terminologie einheitlich sein

F Porzsolt 1, J Geier 2
  • 1Universität Ulm, Ulm
  • 2Gesundheitsökonomie, Servier Deutschland GmbH, München

Die Versorgungsforschung erhebt zu Recht den Anspruch auf Interdisziplinarität, Methodenvielfalt und der Klärung verschiedener Versorgungsziele. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sind identische Begriffe mit identischen Bedeutungen zu verwenden, weil unterschiedliche Disziplinen und Experten auf dem gemeinsamen Gebiet der Versorgungforschung kooperieren sollen. Die Berechtigung dieser Forderung lässt sich am Beispiel des Begriffs „Versorgungsforschung (VF)“ zeigen. Die vorliegenden Memoranden skizzieren verschiedene Felder der VF, lassen aber offen, wie weit der Begriff der VF gefasst ist. Anhand konkreter Fragen kann gezeigt werden, dass die Abgrenzung von anderen Forschungsgebieten erforderlich ist, um die Forschungsziele eindeutig zu definieren und die angewandten Methoden anhand der Ziele auszuwählen. Wenn das primäre Ziel der VF darin besteht, die klinische Bedeutung der unter Idealbedingungen beobachteten oder vermuteten Vorteile unter den Versorgungsbedingungen des Alltags zu bestätigen, sind Studiendesigns anzuwenden, die auch tatsächlich alle versorgten Patienten einschließen und eine Berechnung der Effekte verschiedenerer Variabler (z.B. Therapien und der Risikofaktoren, welche die Versorgungsentscheidungen beeinflussen) ermöglichen. An publizierten Beispielen wird gezeigt, dass sich experimentelle Methoden (z.B. Randomisation, Verblindung) eignen, um Experimente unter Idealbedingungen durchzuführen, jedoch nicht, um diese Effekte unter (nicht-experimentellen) Alltagsbedingungen zu bestätigen. Eine Gegenüberstellung der unterschiedlichen Methoden zeigt, dass die Designs von experimentellen Studien und von Versorgungsstudien unterschiedlich sein sollten. Bei den experimentellen Studien ist im Gegensatz zu den Versorgungsstudien die Durchführung komplexer als die Auswertung. Die Beispiele weisen auf die Bedeutung der unterschiedlichen Ziele und Methoden und auf die erforderliche einheitliche Terminologie hin, ohne konkrete Lösungen vorwegzunehmen.

Literatur: Porzsolt F. Grundlagen der Klinischen Ökonomik. PVS Verband Berlin, 2011

Porzsolt F, Bauer K, Henne-Bruns D. Klinische Ökonomik. Ein Konzept zur Optimierung der Gesundheitsversorgung. Der Chirurg 2012;83:268-273