Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A269
DOI: 10.1055/s-0032-1323432

Patientenbeteiligung bei Entscheidungsfindungen als Erfolgsfaktor zahnmedizinischer Behandlungen

DR Reißmann 1
  • 1Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Die Beteiligung von Patienten bei (zahn-)medizinischen Therapieentscheidungen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ein Patient kann in eine Entscheidung eingebunden werden, wenn mehrere Optionen zur Verfügung stehen.

Dabei sind verschiedene Modelle der Entscheidungsfindung zu unterscheiden, von denen am häufigsten das paternalistische Modell angewendet wird mit dem Patienten in einer eher passiven Rolle. Als Ideal wird das Modell der partizipativen Entscheidungsfindung angesehen, was einen optimalen Kompromiss zwischen der Therapiefreiheit des Behandlers und dem Mitbestimmungsrecht des Patienten darstellt. Bereits bei der Frage der Notwendigkeit einer Behandlung können sich die Sichtweisen von Behandler und Patient grundlegend unterscheiden. Der vom Behandler festgestellte objektive (normative) Behandlungsbedarf muss sich nicht mit dem subjektiven (gefühlten) Behandlungsbedarf des Patienten decken, was mit potentiellen Entscheidungskonflikten verbunden ist. Bei der Darstellung und Bewertung der Therapieoptionen kommt dem Behandler eine große Verantwortung zu, da Patienten meist das zahnmedizinische Wissen fehlt. Kommunikation ist mehr als die gesprochen Worte. Nicht nur der Inhalt der Kommunikation, sondern auch die Gestaltung (Patient in Position des „Unterlegenen“ oder auf „Augenhöhe“) kann die Beteiligung der Patienten an Entscheidungsfindungen wesentlich beeinflussen.

Eine intensivere Kommunikation von Patient und Behandler kann erreichen, dass sich Patienten der eigenen Verantwortung hinsichtlich der Therapieergebnisse bewusst werden, was sich positiv auf den langfristigen Therapieerfolg auswirken kann. Des Weiteren sind durch die verstärkte Einbindung der Patienten eine verbesserte Therapietreue (Compliance), eine höhere Zufriedenheit mit der Therapie und dem Therapieergebnis sowie eine Erhöhung des Wissensstandes der Patienten zu erreichen.