Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A281
DOI: 10.1055/s-0032-1323444

Lernende Krankenhäuser aus versorgungsforscherischer Perspektive – Studiendesign und Methodeninventar

L Rölker-Denker 1, A Hein 1
  • 1OFFIS - Institut für Informatik, Oldenburg

Hintergrund: Der Gesundheitssektor gehört auf Grund des technischen Fortschrittes zu den wissensintensivsten Sektoren überhaupt [7]. Die Verschiebung der Behandlung vom stationären Sektor in den ambulanten Sektor sowie das Aufkommen des dritten Gesundheitsstandortes „zu Hause“ verstärken diesen Trend zusätzlich [3]. Gleichzeitig gelten Universitätskliniken und -medizinen als Entwicklungsorte medizinischen Wissens. Ziele: Ziel der Untersuchung ist es zu identifizieren, inwieweit zum Einen Wissen innerhalb und zwischen Gesundheitsorganisationen entwickelt und verteilt werden kann [6] und zum Anderen welchen Einfluss das Wissen auf die Patientenversorgung hat. Eingebettet ist die Studie in die Gründungs- und Startphase der European Medical School, Leitideen sind das Lernende Krankenhaus [9][1][2]. Methoden: Die Studie ist multidimensional aufgebaut. In der organisationsinternen Dimension werden Mitarbeiterbefragungen, Modellierung und Analyse von Informations- und Datenflüssen sowie Patientenbefragungen eingesetzt, die organisationsexterne Dimension wird durch eine Delphi-Studie abgebildet. Eine erste Iteration findet zum Ende der Gründungsphase statt (Herbst 2012), eine zweite Iteration nach 12 Monaten, ggf. eine dritte Iteration nach weiteren 12 Monaten. Es findet eine Rückkopplung zwischen der internen und externen Dimension statt, indem die jeweiligen Ergebnisse der vorangegangenen Iteration vorgestellt und bewertet werden. Die Interviewleitfäden sind von etablierten Studien inspiriert [5][4]. Ergebnisse: Vorherige Untersuchungen zeigen bereits, dass es einen Zusammenhang zwischen Wissen und organisationalem Lernen einerseits und Prozess- und Strukturqualität andererseits gibt, u.a. durch das Kompetenzsetting der Mitarbeiter [8] oder Lernprozesse entlang klinischer Behandlungspfade und Qualitätszirkel [9]. Inwieweit diese Phänomene nun Auswirkungen auf die Ergebnisqualität und damit Patientenversorgung haben, soll im Rahmen der Untersuchung nachgewiesen werden.

Literatur: [1] G. M. Borsi. Das Krankenhaus als Lernende Organisation: zum Management von individuellen, teambezogenen und organisatorischen Lernprozessen, 3. Aufl. Roland Asanger Verlag, Heidelberg, 2000.

[2] N. Ernstmann, O. Ommen, and H. Pfaff. Patientenbefragungen. In H. Pfaff, E. A. M. Neugebauer, G. Glaeske, and M. Schrappe, editors, Lehrbuch Versorgungsforschung. Systematik - Methodik - Anwendung, pages 72–75. Schattauer GmbH, Stuttgart, 2011.

[3] Uwe. Fachinger and Klaus-Dirk Henke. Der private Haushalt als Gesundheitsstandort: Theoretische und empirische Analysen. Europäische Schriften zu Staat und Wirtschaft. Nomos Verlagsges.MBH + Co, 2010.

[4] Silke Lecher, Bernadette Klapper, Doris Schaeffer, and Uwe Koch. (Endbericht zum Modellprojekt "Interprofessionelle Kommunikation im Krankenhaus" von April 1999 bis Mai 2002). Bundesärztekammer.

[5] Raanan Lipshitz and Micha Popper. Organizational Learning in a Hospital. Journal of Applied Behavioral Science, 36:345–360, 2000.

[6] G. Probst, S. Raub, and K. Romhardt. Wissen managen - Wie Unternehmen ihre wertvollste Ressource nutzen. Gabler Verlag, 2006.

[7] Lutz Reimers. Medizinisch-technischer Fortschritt: theoretische Grundlagen, Regelungsbereiche, Finanzierung und Verg\"utung ; eine \"okonomische Untersuchung am Beispiel des deutschen und des US-amerikanischen Gesundheitssystems. Europäische Schriften zu Staat und Wirtschaft. Nomos, 2009.

[8] Lars Rölker. Das Krankenhaus als lernende Organisation : Unterstützungsmöglichkeiten durch eLearning und Lern-Management-Systeme. Diploma thesis, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, 2007.

[9] Lars Rölker-Denker. Hospitals as learning organizations. In Proceedings of the IADIS International Conference e-Health, 2010.