Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A282
DOI: 10.1055/s-0032-1323445

Drogen- und Substanzkonsum bei Männern – Ansatzpunkte für eine gendersensible Prävention – Ergebnisse aus dem Männergesundheitsbericht des Robert Koch-Instituts

A Rommel 1
  • 1Robert Koch-Institut, Berlin

Das Robert Koch-Institut erstellt derzeit einen Männergesundheitsbericht, der voraussichtlich Ende 2012 erscheint. Konzept dieses Berichts ist es, auf Basis geschlechtersensibler Datenauswertungen und Interpretationen männerspezifische Gesundheitsrisiken und Ressourcen zu benennen und resultierende Ansatzpunkte für Prävention und Gesundheitsförderung zu benennen. Hierzu, werden die empirischen Ergebnisse vor dem Hintergrund gendertheoretischer Denkansätze eingeordnet und interpretiert. Verfestigte Stereotype des Geschlechtervergleiches werden nach Möglichkeit zugunsten stärker diversifizierender Sichtweisen hinterfragt. Der Vortrag zeichnet das skizzierte Vorgehen am Beispiel des Themenbereiches Drogen- und Substanzkonsum nach. Anhand verschiedener Datenquellen (KOLIBRI-Studie (RKI), Epidemiologischer Suchtsurvey (IfT), Drogenaffinitätsstudien (BZgA), Suchthilfestatistik (IfT)) können geschlechtsspezifische Unterschiede im Gebrauch psychoaktiver Substanzen dargestellt werden. Danach neigen Männer, stärker als Frauen, zum Konsum illegaler Drogen (Verhältnis etwa 2:1) und werden häufiger im Suchthilfesystem betreut (etwa 3:1). Auch wenn psychoaktive Medikamente etwas seltener von Männern als von Frauen gebraucht werden (etwa 1:1,3), wird deutlich, dass das Thema auch in der männerspezifischen Prävention nicht übersehen werden sollte. Die KOLIBRI-Studie des Robert-Koch Instituts setzt den Fokus auf den Gebrauch leistungsbeeinflussender Substanzen und nimmt somit eine ergänzende Perspektive ein. Die Trennung zwischen legalem und illegalem Substanzgebrauch ist hier in Teilen aufgehoben. Es werden männerspezifische Konsumkontexte in den Bereichen Sport (Doping) und Beruf (Neuroenhancement) erkennbar, in denen legale und illegale psychoaktive Substanzen aus unterschiedlichen Motiven konsumiert werden. Abschließend wird diskutiert, inwieweit sich Tätigkeitsfelder einer männerspezifischen Prävention abzeichnen, die neue lebensweltliche Zugänge notwendig erscheinen lassen.