Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A290
DOI: 10.1055/s-0032-1323453

Auswertungsergebnisse der Qualitätsberichte stationärer Pflegeeinrichtungen – Servicequalität statt Pflege?

T Schaal 1, T Schönfelder 1, J Oehme 2, J Kugler 1, J Klewer 3
  • 1Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin; Gesundheitswissenschaften/Public Health, Dresden
  • 2Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin; Lehrstuhl Sozialmedizin/Versorgungsforschung; TU Dresden, Dresden
  • 3Fakultät Gesundheits- und Pflegewissenschaften, Zwickau

Seit 2009 werden die von Pflegeeinrichtungen erbrachten Leistungen und deren Qualität gemessen und in Form von Transparenzberichten veröffentlicht. Bewertungsrelevant sind hierbei sowohl die Pflege- als auch die Servicequalität der erbrachten Leistung. In dieser Studie wurde untersucht, in welchen Bereichen stationäre Pflegeeinrichtungen seit Einführung der Pflegetransparenzkriterien die höchste Pflegequalität aufweisen und wo Verbesserungsbedarf besteht. Es wurden insgesamt 253 online verfügbare Transparenzberichte von 2009 bis 2011 ausgewertet. Die meisten Einrichtungen erzielten die positivsten Ergebnisse in den Bereichen soziale Betreuung und Wohnen/Hauswirtschaft. Das größte Verbesserungspotential besteht hinsichtlich der Pflege und medizinischen Versorgung wie beispielsweise der Durchführung der Kontrakturen- und Dekubitusprophylaxen, Dokumentation chronischer Wunden sowie Schmerzeinschätzung. Statistisch signifikante Zusammenhänge mit dem Trägerstatus und der Gesamtbewertung sowie den Qualitätsbereichen wurden nicht festgestellt. Einrichtungen die 2011 geprüft wurden erreichten bei vielen Qualitätskriterien signifikant positivere Benotungen (p<0,01) als Einrichtungen die 2009 geprüft wurden. Die Studienergebnisse zeigen von 2009 bis 2011 signifikante Verbesserungen in den meisten Qualitätskriterien. Ob dies auf einen Lerneffekt aufseiten der Einrichtungen oder auf eine geänderte Bewertungssystematik aufseiten des MDK zurückzuführen ist, müssen zukünftige Untersuchungen zeigen. Die Analyse deutet zudem darauf hin, dass sich die Einrichtungen vordergründig auf Bereiche wie Wohnen/Hauswirtschaft konzentrieren, die es erlauben die Auditergebnisse innerhalb kurzer Zeit zu verbessern, anstatt sich pflegerelevante Prozesse zu optimieren. Dies sind jedoch gerade solche Qualitätskriterien, die sich direkt auf den Gesundheitszustand des Patienten auswirken und signifikante Gesundheitskosten verursachen können.