Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A296
DOI: 10.1055/s-0032-1323459

Enzymaktivität im Speichel von Patienten mit Bulimie – Risikoindikator für Erosionen?

N Schlüter 1, C Ganß 1, S Pötschke 2, J Klimek 1, C Hannig 2
  • 1Poliklinik für Zahnerhaltungskunde und Präventive Zahnheilkunde der Justus-Liebig-Universität Gießen, Gießen
  • 2Poliklinik für Zahnerhaltung, Universitäts-Zahn-Medizin, Universitätsklinikum der TU Dresden 'Carl Gustav Carus', Dresden

Patienten mit Bulimie haben ein erhöhtes Risiko für Erosionen. Interessanterweise leiden nicht alle dieser Patienten an Erosionen ganz unabhängig von der Schwere ihrer Essstörung. Es wird vermutet, dass Unterschiede im Speichel dafür ursächlich sind. Allerdings ist nur sehr wenig über verschiedene Speichelparameter, vor allem direkt nach dem Erbrechen, bekannt. Daher wurden in einer kontrollierten, klinischen Studie verschiedene Speichelparameter bei Patienten mit Bulimie untersucht. Es nahmen 28 Probanden teil, wovon 14 an Bulimie erkrankt waren; diese wurden mit 14 gesunden Probanden (geschlechts- und alters-gematched) verglichen. Sieben der an Bulimie erkrankten Probanden hatten Erosionen. Es wurden von allen Probanden der Ruhe- und der stimulierte Speichel untersucht. Zusätzlich wurde von den Probanden mit Bulimie Speichel direkt und 30 min nach dem Erbrechen gewonnen. Folgenden Parameter wurden untersucht: Fließrate, pH, Pufferkapazität sowie die Enzymaktivität der allgemeinen Proteasen, der Kollagenasen, von Pepsin, Trypsin, Amylase, Peroxidase und Lysozym. Innerhalb der Basisparameter Fließrate, pH und Pufferkapazität wurden nur geringe Unterschiede zwischen den Gruppen gefunden. Die Unterschiede in der Enzymaktivität waren ausgeprägter. Im Ruhespeichel der Probanden mit Bulimie und Erosionen konnte im Vergleich zur Kontrollgruppe eine signifikant höhere Aktivität der Proteasen, Kollagenasen sowie von Pepsin gefunden werden; im stimulierten Speichel wurde eine höhere Aktivität der Proteasen bei den Probanden mit Bulimie gemessen. Die proteolytische Aktivität scheint eine Rolle bei der Initiierung und der Progression von Erosionen zu spielen, vermutlich sowohl durch die Degradation der organischen Bestandteile in der Zahnhartsubstanz als auch durch eine Veränderung der Pellikel. Perspektivisch könnte der Nachweis bestimmter proteolytischer Enzyme im Speichel zur Bestimmung des individuellen Risikos für Erosionen dienen.

Die Studie wurde gefördert durch die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK).