Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A314
DOI: 10.1055/s-0032-1323477

Prävention im Erwachsenenalter – Workshop – Koronare Herzkrankheiten

J Schweizer 1
  • 1Klinik für Innere Medizin I, Klinikum Chemnitz gGmbH, Chemnitz

Problemstellung: 2009 zeigten die altersbereinigten Sterbeziffern für Herzkrankheiten in den einzelnen Bundesländern verschiedene Werte. Während in Hamburg 13,8% weniger Sterbefälle als im Bundesdurchschnitt zu verzeichnen waren, lagen für Sachsen-Anhalt die Sterbefälle mit 23,9% höher als in den übrigen Regionen.

Patienten und Methode: Die Erscheinungsformen der koronaren Herzerkrankung: Akuter ST-Hebungsinfarkt, Nicht-ST-Hebungsinfarkt sowie stabile Angina pectoris werden unter dem Blickwinkel von Morbidität und Mortalität sowie unter Gesundheitsökonomischen Aspekten betrachtet. Des Weiteren wird eine systematische Literaturrecherche aller elektronischen Datenbanken von 2010 vorgestellt, in der der routinemäßige Einsatz von PTCA im Vergleich zu einer Behandlung mit einer optimalen medikamentösen Therapie ausgewertet wird.

Ergebnisse: Die Auswertung des GRACE-Registers erfolgte unter Beteiligung von 274 Krankenhäusern aus 30 Ländern und zeigte, dass die 5-Jahres-Morbidität und Mortalität nach Nicht-ST-Hebungsinfarkten und nach instabiler Angina pectoris eben so hoch ist wie nach einem ST-Hebungsinfarkt. Die Auswertung der systematischen Literaturrecherche der elektronischen Datenbanken bis 2010 zeigte, dass der routinemäßige Einsatz von PTCA zusätzlich zu einer optimalen medikamentösen Therapie bei Patienten mit stabiler Angina pectoris nicht empfohlen werden kann. Eine PTCA kann für Patienten mit anhaltender oder sich verschlechternder Symptomatik der Angina pectoris, die trotz Einsatz einer optimalen medikamentösen Therapie auftritt mit einem schwächeren Empfehlungsgrad empfohlen werden.

Schlussfolgerungen: Als Hauptproblem für die Betreuung von Patienten mit chronisch-ischämischer Herzerkrankung erweist sich die Therapietreue.

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