Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A317
DOI: 10.1055/s-0032-1323480

NORAH (Noise Related Annoyance, cognition, and Health): Design einer Sekundärdaten-basierten Fallkontrollstudie zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Fluglärm

A Seidler 1, M Wagner 2, P Dröge 2, E Swart 3, H Zeeb 4, J Schmitt 5
  • 1Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin der TU Dresden, Dresden
  • 2Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin, Med. Fakultät der TU Dresden, Dresden
  • 3Institut für Sozialmedizin und Gesundheitsökonomie, Med. Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg
  • 4BIPS - Institut für Epidemiologie und Präventionsforschung GmbH, Bremen
  • 5Technische Universität Dresden, Lehrstuhl für Sozialmedizin und Versorgungsforschung, Dresden

Bisherige Studien zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Fluglärm beziehen zumeist wichtige potenzielle Confounder nicht ein. Die vorliegende krankenkassenbasierte Studie im Rhein-Main-Gebiet erlaubt durch die Kombination von Sekundärdatenanalyse und individueller Befragung die umfassende Berücksichtigung von Confounding.

Für alle Versicherten im Alter von mindestens 40 Jahren erfolgt im ersten Studienteil („Sekundärdatenstudie“) eine adressgenaue Zuordnung der Exposition gegenüber Fluglärm, Straßenlärm und Schienenlärm. Die Klassifikation der Versicherten bezüglich ihres Krankheitsstatus erfolgt anhand validierter ambulanter und stationärer Diagnosen aus den Jahren 2006 bis 2010. Im zweiten Studienteil („vertiefende Fallkontrollstudie“) werden aus dem dargestellten Versicherten-Datensatz jeweils 6.000 Personen mit Neuerkrankung an Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Schlaganfall (Fälle) sowie nicht an diesen Erkrankungen leidende Versicherte (Kontrollpersonen) für die Teilnahme an einer Befragung gewonnen. Das Befragungsinstrument geht u.a. auf Sozialstatus, Beruf, lebensstilbezogene Faktoren (Rauchen, Gewicht, Alkoholkonsum) und Wohnanamnese ein. Für die Zuordnung der Lärmexposition wird in der vertiefenden Fallkontrollstudie über die Wohnadressen hinaus auf detaillierte Befragungsdaten zur Fassadenseite, zum Stockwerk, zur Ausrichtung des Schlafzimmers etc. zurückgegriffen. In der „reinen“ Sekundärdatenanalyse ebenso wie in der vertiefenden Fallkontrollstudie werden adjustierte Odds Ratios gesondert für Fluglärm, Straßenlärm und Schienenlärm ermittelt.

Aufbauend auf krankenkassenbezogene Sekundärdaten sind anspruchsvolle epidemiologische Studien realisierbar. Unsere sekundärdatenbasierte Fallkontrollstudie leistet einen wichtigen Beitrag zur präventiven Versorgungsforschung.