Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A327
DOI: 10.1055/s-0032-1323490

Krankenhausaufnahmen innerhalb von 30 Tagen nach präventiven und kurativen Koloskopien aufgrund von potentiellen Komplikationen – Eine Analyse mit Daten der Versichertenstichprobe der AOK Hessen/ KV Hessen

C Stock 1, P Ihle 2, A Sieg 3, I Schubert 2, M Hoffmeister 1, H Brenner 1
  • 1Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung, Heidelberg
  • 2PMV forschungsgruppe, Universität zu Köln, Köln
  • 3Gastroenterologische Schwerpunktpraxis, Heidelberg

Problemstellung: Die Inzidenz von Komplikationen bei ambulanten Koloskopien ist ein wichtiges Kriterium für Empfehlungen zur Darmkrebsvorsorge. Wir untersuchten das Risiko einer Krankenhausaufnahme aufgrund von potentiellen Komplikationen nach Koloskopie.

Patienten und Methode: Wir führten eine retrospektive Kohortenstudie mit Daten der Versichertenstichprobe der AOK Hessen/ KV Hessen aus dem Zeitraum 2000–2008 durch. Die Expositionsgruppe bildeten 33.086 ambulant koloskopierte Personen (8.658 „präventive“, 24.428 „kurative“ Koloskopien). Als Kontrollgruppe wurden 33.086 individuell nach Alter, Geschlecht und Komorbidität gematchte Personen ohne Koloskopie herangezogen. Wir ermittelten das Risiko einer Krankenhausaufnahme aufgrund von Darmperforation, Blutung, Herzinfarkt, Schlaganfall, Milzverletzung und anderen schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen innerhalb von 30 Tagen nach Koloskopie-/Indexdatum, sowie die Risikodifferenz zwischen Expositions- und Kontrollgruppe.

Ergebnisse: Das Risiko einer Krankenhausaufnahme infolge einer Darmperforation lag bei 0,8 (95%-Konfidenzintervall: 0,3–1,7) und bei 0,7 (0,4–1,1) pro 1000 präventive bzw. kurative Koloskopien. Schwerwiegende Blutungen traten in 0,5 (0,1–1,2) und 1,1 (0,8–1,7) pro 1000 präventive bzw. kurative Koloskopien auf. Das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall und anderen schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen in exponierten und nicht-exponierten Personen war jeweils vergleichbar. Milzverletzungen wurden nicht beobachtet. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten bei älteren, komorbiden Personen häufiger auf.

Schlussfolgerungen: Die Studie liefert weitere Daten zur Sicherheit der ambulanten Koloskopie, die für die Weiterentwicklung und Bewertung der Darmkrebsvorsorge von Relevanz sind. Anders als in früheren Studien wurden auch verzögert auftretende mögliche Komplikationen berücksichtigt und in Relation zu entsprechenden Risiken in der nicht-exponierten Bevölkerung betrachtet.