Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A338
DOI: 10.1055/s-0032-1323501

Entwicklung einer evidenzbasierten Entscheidungshilfe für Patienten zur Senkung des kardiovaskulären Risikos – Darstellung eines iterativen Entwicklungsprozesses durch Anwendung quantitativer und qualitativer Methoden

I Tinsel 1, A Siegel 1, K Böhme 1, W Niebling 1, T Dürk 1, C Klöpfer 1
  • 1Universitätsklinikum Freiburg, Lehrbereich Allgemeinmedizin, Freiburg

Einleitung: Kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) stellen die häufigsten Todesursachen in Industriegesellschaften dar [1]. Das kardiovaskuläre Risiko (CVR) wird durch Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes und Hypercholesterinämie erhöht. Der Einsatz evidenzbasierter Entscheidungshilfen soll zu einer stärkeren Partizipation (PEF) und größeren Kompetenzen der Patienten (Empowerment) führen und dadurch zur Erstellung realistischer Behandlungspläne und deren nachhaltiger Umsetzung beitragen [2–4].

Studienziel: Ziel ist die Erstellung einer Entscheidungshilfe zur Senkung des CVR in Form einer Broschüre. Diese soll nach der Feststellung des CVR durch einen ärztlichen Herz-Kreislauf-Rechner (z.B. ‘arriba’) den Patienten unterstützen, individuelle Präferenzen zur Lebensstilanpassung zu erarbeiten. Therapieziele und -entscheidungen werden gemeinsam mit dem Arzt festgelegt. Ein dauerhaftes Monitoring unterstützt die Nachhaltigkeit der Therapieumsetzung.

Methoden: Grundlagen zur Entwicklung der Entscheidungshilfe sind evidenzbasierte Medizin, der Health Action Process Aproach (HAPA) [5], Empowerment [6] und PEF. Die erste Version der Entscheidungshilfe basiert auf Literaturrecherchen und wird in einem iterativen Verbesserungsprozess weiterentwickelt. Zur Anwendung kommen dabei quantitative und qualitative Methoden (Experteninterviews, Experten- und Patienten-Fokusgruppen, Fragebogenerhebungen und Expertenratings). Die qualitativen Daten werden inhaltsanalytisch nach Mayring und die quantitativen Daten deskriptiv-statistisch ausgewertet.

Ergebnisse: Bis September 2012 sind die Ergebnisse der qualitativen Erhebungen in die Entwicklung der Entscheidungshilfe eingeflossen. Sie werden dargestellt und diskutiert.

Ausblick: Nachdem schriftliche Patienten- und Expertenerhebungen sowie Expertenratings im Verbesserungsprozess berücksichtigt wurden, soll in einer cluster-randomiserten kontrollierten Studie die Anwendbarkeit und Effektivität der Entscheidungshilfe untersucht werden.

Literatur:

[1] Mendis S, Puska P, Norrving B, eds. Global atlas on cardiovasuclar disease prevention and control. Geneva 2011

[2] Krones T, Keller H, Sonnichsen A, Sadowski EM, Baum E, Wegscheider K, et al. Absolute cardiovascular disease risk and shared decision making in primary care: a randomized controlled trial. Ann Fam Med. 2008 May-Jun;6(3):218-27.

[3] Leatherman S, Warrick L: Effefctiveness of Decision Aids. A review of the Evidence.Med Care Res Rev 2008 65:79S

[4] O'Connor AM, Stacey D, Entwistle V, Llewellyn-Thomas H, Rovner D, Holmes-Rovner M, et al. Decision aids for people facing health treatment or screening decisions.Cochrane Database Syst Rev. 2003(2):CD001431.

[5] Schwarzer R. Modeling Health Behavior Change: How to Predict and Modify the Adoption and Maintenance of Health Behaviors. Applied Psychology: An International Review, 2008,57 (1).

Das Projekt wird im Rahmen der Nachwuchsförderung Versorgungsforschung Baden-Württemberg gefördert.