Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A352
DOI: 10.1055/s-0032-1323515

Prävention in der darstellenden Kunst am Beispiel des Bühnentanzes – ein Überblick

EM Wanke 1, DA Groneberg 2
  • 1Institut für Arbeitsmedizin, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Berlin
  • 2Institut für Arbeits- Sozial- und Umweltmedizin der Goethe Universität, Frankfurt am Main

Einleitung: Professionelle Tänzer und Tänzerinnen sind die Hochleistungssportler unter den darstellenden Künstler/innen. Sie unterscheiden sich von anderen Berufsgruppen in zahlreichen Aspekten. Arbeitsmittel gibt es kaum. Daher können bereits minimale körperliche „Defizite“ im Tanz nicht oder nur schwer kompensiert werden. Starken Einschränkungen in der Berufsausübung bzw. eine Arbeits- oder gar Berufsunfähigkeit sind Folgen. Daher kommt der Prävention von Verletzungen eine große Bedeutung zu. Methoden: Grundlage für die Empfehlungen zur Prävention stellte die in Kooperation mit der Unfallkasse Berlin durchgeführte Auswertung aller Arbeitsunfälle (n=2465) von Bühnentänzer/innen über einen Zeitraum von 17 Jahren auf der Basis aktueller nationaler und internationaler Literatur dar. Ergebnisse: Praktikable Präventionsmaßnahmen sind genauso vielseitig wie die Stilrichtungen im Tanzbereich und sind Resultat der Ursachen, die zu akuten Verletzungen führen oder sie begünstigen. Zu den präventiv wirksamen endogenen Faktoren gehören unter anderem die körperliche Verfassung des Tänzers/der Tänzerin, die saisonale Vorbereitung, eine adäquate Grundlagenausdauer, ein Ausgleichstraining (tanzspezifisch/tanzunspezifisch), eine optimale Ernährung/ ausgewogener Flüssigkeitshaushalt, eine jährliche Gesundheitsuntersuchung. Die präventiv wirksamen exogenen Faktoren umfassen unter anderem äußere Bedingungen z.B. Klima, Tanzboden, Kostüme, Arbeitskleidung, Schuhwerk, Requisiten, Treppen aber auch den/die Tanzpartner/in Tanzpartnerin und den Arbeitsvertrag. Geschlechtsspezifische Aspekte müssen eine Berücksichtigung finden. Schlussfolgerung: Die Faktoren, die direkt zu Verletzungen führen oder sie begünstigen, sind genauso vielseitig wie die verschiedenen Stilrichtungen im Tanzbereich. Die Entwicklung praktikabler Konzepte zur Verletzungsprävention ist vielschichtig und setzt eine Bereitschaft zur Kooperation der im Bereich des Tanzes tätigen Personenkreise voraus.

Literatur: bei der Verfasserin