Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A364
DOI: 10.1055/s-0032-1323527

Diabetisches Fußsyndrom (DFS) – eine Marktanalyse zum Ausbau einer Integrierten Versorgung im Land Brandenburg für Versicherte der AOK Nordost – Die Gesundheitskasse

HA Wittmann 1
  • 1AOK Nordost, Teltow

Problemstellung: Das Diabetische Fußsyndrom ist eine der meist vernachlässigten Komplikationen von Diabetes-Erkrankten. Die WHO forderte die Weltgemeinschaft schon 1989 auf die Rate von Gliedmaßenamputationen aufgrund einer diabetischen Gangrän zu halbieren. Die Versorgungssituation im Land Brandenburg ist wie in anderen Bundesländern immer noch defizitär und führt zu erhöhten Leistungsausgaben. Fragestellung: Können selektive Verträge für besondere Versorgungsformen einen effizienten Beitrag zu qualitativ besseren Versorgungsstrukturen mit dem Ziel der Senkung der Amputationsraten von AOK-Versicherten in der Region leisten? Wie könnte eine optimierte, flächendeckende interdisziplinäre Zusammenarbeit der Leistungserbringer aussehen? Forschungsmethodik: Darstellung der Erfahrungswerte von kooperativen Behandlungsstrukturen (Asklepios Klinik Birkenwerder). Indikationsbezogene AOK-interne Marktdaten und -analysen werden in Form einer Amputationsstatistik nach Schweregraden und Patientenfälle aus Abrechnungsdaten der Krankenhausbehandlungen 2006 identififiziert (pseudonomisiert). Die Software Regiograph veranschaulicht Versorgungsstrukturen auf Landkarten für Handlungsoptionen. Ergebnisse: Um den Diabetes bezogenen Amputationen und Fußläsionen entgegen zu wirken, braucht es eine stärker präventiv und vernetzungsorientiert ausgerichtete Versorgung. Gemeinsam mit den Leistungserbringern (Haus- und Fachärzten, Podologen, Orthopädieschuhmachern, Schwerpunktpraxen, usw.) gilt es interdisziplinäre Strukturen zu nutzen und auszubauen. Schlussfolgerungen: Selektive Verträge für besondere Versorgungsformen führen zu mehr Vertragsfreiheit und Wettbewerb in der Gesetzlichen Krankenversicherung mit den Optionen Qualitätsverbesserungen und Kostenreduzierung bei der Gesundheitsversorgung. Kenntnisse von komplexen regionalen Marktbedingungen und Wirksamkeit von Interventionen sind Grundlage für strategische Entscheidungen zu bedarfs- und qualitätsgerechten Versorgungsverträgen.

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