Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A365
DOI: 10.1055/s-0032-1323528

Einfluss mütterlicher Risikofaktoren auf das Geburtsgewicht des Neugeborenen – Eine Analyse der Perinatalerhebung im Zeitverlauf zwischen 2006 und 2011

I Wlosnewski 1, U Wittwer-Backofen 1
  • 1Abteilung Anthropologie, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau

Hintergrund: Zahlreiche Risikofaktoren werden in der Literatur beschrieben als ursächlich für ein niedrigeres Geburtsgewicht bei Neugeborenen. Im Folgenden untergliedern wir Faktoren, die als Risiko in Bezug zum ungewöhnlichen Geburtsgewicht stehen, in 3 Gruppen: 1. biologische Faktoren der Mutter (Alter, anthropometrische Maße), 2. soziodemographische Eigenschaften (Familienstand, Beruf, Herkunft) und 3. Verhaltensweisen der Mutter (Rauchverhalten, Vorsorgeinanspruchnahme), die durch umfangreiche Beratung der Schwangeren positiv beeinflusst werden können. Mit dieser Studie soll im Sinne einer verbesserten Schwangerenberatung aufgezeigt werden, welche der oben genannten Risikofaktoren den größten Einfluss auf das Geburtsgewicht haben und inwieweit eine verbesserte Aufklärung die Gesundheit des Kindes beeinflussen kann. Material und Methoden: Die Analysen basieren auf den Daten der Qualitätssicherung des Leistungsbereiches Geburtshilfe (Perinatalerhebung). Das Sample ist eine Vollerhebung aller in deutschen Krankenhäusern entbundenen Neugeborenen der Jahre 2006 bis 2011 (>3,5 Mio. Fälle). Ergebnisse: Die Einteilung der Faktoren, die auf das Geburtsgewicht Einfluss nehmen, zeigt sich in der linearen Regressionsanalyse bestätigt. So haben die biologischen Faktoren der Schwangeren die bedeutendste Wirkung, gefolgt von den Verhaltensweisen der werdenden Mütter. Die soziodemographischen Merkmale zeigen geringe Effekte. Schlussfolgerung: Neben dem starken Einfluss der biologischen Faktoren der Mutter, insbesondere dem Alter, auf das Geburtsgewicht des Neugeborenen, spielt auch die Verhaltensweise der Schwangeren, vor allem das Rauchverhalten, eine große Rolle. Eine intensive Betreuung und Beratung könnte Anstöße zum Umdenken in den Verhaltensweisen geben und dazu beitragen, positive Effekte auf das Outcome der Geburten zu erreichen. Desweiteren wird aufgrund des zunehmenden Durchschnittsalters die Betreuung der Gruppe der älteren Schwangeren an Bedeutung gewinnen.