Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A366
DOI: 10.1055/s-0032-1323529

Vorsorgeverhalten von Schwangeren – Eine Analyse von Risikofaktoren anhand der Perinatalerhebung im Zeitverlauf zwischen 2006 und 2011

I Wlosnewski 1, U Wittwer-Backofen 1
  • 1Abteilung Anthropologie, Medizinische Fakultät, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau

Hintergrund: Schwangerschaftsbetreuung wird durch die gesetzlichen Krankenkassen finanziert, sodass eine sichere Vorsorge für werdende Mütter und Neugeborene gemäß den Vorgaben der Mutterschaftsrichtlinien gewährleistet ist. Zusätzliche Untersuchungen zur Erkennung bzw. Prävention möglicher Erkrankungen des Neugeborenen können, wenn keine medizinische Indikation vorliegt, privatfinanziert vorgenommen werden. Mit dieser Studie wollen wir mögliche Verhaltensänderungen bezüglich der Schwangerschaftsvorsorge der letzten Jahre herausarbeiten. Material und Methoden: Die Analysen basieren auf den Daten der Qualitätssicherung des Leistungsbereiches Geburtshilfe (Perinatalerhebung). Das Sample ist eine Vollerhebung aller in deutschen Krankenhäusern entbundenen Neugeborenen der Jahre 2006 bis 2011 (>3,5 Mio. Fälle). Folgend stellen wir die zeitlichen Veränderungen der allgemeinen Vorsorgeinanspruchnahme von Schwangeren dar. Diese wurden hinsichtlich ihres Vorsorgeverhaltens (Anzahl und Art der Untersuchungen) gruppiert. Ergebnisse: Dreiviertel der Frauen nehmen zwischen 7- und 14-mal während ihrer Schwangerschaft eine Vorsorgeuntersuchung wahr, etwa 4% der Schwangerschaften werden hingegen unzureichend betreut. 2/3 der Schwangeren lassen 3- bis 5-mal eine Sonographie durchführen, wobei sich zeigt, dass die Anzahl der Sonographien vor allem bei den Frauen höher war, die bereits früh in der Schwangerschaft ihre Erstuntersuchung beim Arzt wahrgenommen haben. Deutet das auf Inanspruchnahme von IGeL-Leistungen hin? Es scheint weiterhin keine Abhängigkeit der Vorsorgeinanspruchnahme vom Alter der Mutter zu geben, ebenso lediglich geringe Effekte hinsichtlich der soziodemographischen Merkmale. Schlussfolgerung: Die Daten geben erste Aufschlüsse über die Veränderungen der schwangerschaftsbegleitenden Betreuung. Es stellt sich die Frage welche Möglichkeiten der Kundenorientierung es für die Schwangerenpopulation gibt und inwieweit sich die Gesundheitsversorgung darauf eingestellt hat.