Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A375
DOI: 10.1055/s-0032-1323538

Mundgesundheit von Organtransplantierten: eine Einzelzentrum Querschnittsstudie und Befragung von Transplantationszentren in Deutschland

D Ziebolz 1, V Hrasky 1, E Hornecker 1, RF Mausberg 1
  • 1Abteilung Präventive Zahnmedizin, Parodontologie und Kariologie, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen

Ziel war, Informationen über Mundhygieneverhalten und Mundgesundheitszustand von Patienten vor und nach Organtransplantation (Tx) sowie Empfehlungen zur zahnärztlichen Betreuung zu eruieren. In die klinische Untersuchung wurden Patienten vor und nach Tx einbezogen. Ein Fragebogen erfasste Angaben zum Mundhygieneverhalten; die zahnärztliche Untersuchung beinhaltete: Mundschleimhautinspektion, Zahnstatus (DMF-T), Parodontalbefund (PSR®/PSI) und Mundhygienebewertung (QHI). Eine Befragung von 50 Transplantationszentren in Deutschland eruierte u.a., ob vor Tx eine zahnärztliche Untersuchung veranlasst und nach Tx eine Antibiotikaprophylaxe bei zahnärztlichen Eingriffen empfohlen wird. Statistische Auswertung: Mann-Whitney-Test und Chi-Quadrat-Test (Signifikanzniveau p<0,05). An der klinischen Untersuchung nahmen 40 Patienten teil: n=20 vor (präTx Gruppe) und n=20 nach Tx (postTx Gruppe). Das Mundhygieneverhalten und der Informationsstand war in beiden Gruppen unzureichend. Der mittlere DMF-T zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen: präTx=18,1±5,3, postTx=16,7±6,5 (p>0,05). Der Großteil der Patienten (präTx: 95%, postTx: 90%) wies eine parodontale Behandlungsbedürftigkeit auf (PSR®/PSI Grad 3 oder 4); der Unterschied war nicht signifikant (p>0,05). Die Mundhygiene war in der postTx Gruppe (QHI: 2,43±0,72) signifikant schlechter als in der präTx Gruppe (QHI: 1,89±0,76; p=0,032). Die Rücklaufquote der befragten Zentren betrug 56% (n=28). 89% veranlassen eine zahnärztliche Untersuchung vor Tx; 67% kontaktierten den Zahnarzt. Post Tx empfahlen 83% der Transplantationszentren eine Antibiotikaprophylaxe bei zahnärztlichen Eingriffen. Die Ergebnisse zeigen, dass Defizite in der zahnärztlichen Betreuung von Patienten vor und nach Tx bestehen. Die Erarbeitung verbindlicher Richtlinien ist notwendig; vor Tx sollte eine Gebisssanierung mit Schaffung gesunder oraler Verhältnisse angestrebt und eine optimale Mundhygiene sichergestellt werden.