Zusammenfassung
Hintergrund: Der Begriff „Hebephilie” bezeichnet die sexuelle Präferenz für das frühpubertäre
Körperschema (Tanner-Stadien 2 und 3). Die sexuelle Präferenzbesonderheit „Hebephilie“
und ihr möglicher Störungscharakter sind vielen Klinikern unbekannt.
Methode: Zwischen 2005 und 2011 wurden im Rahmen des Präventionsprojekts Dunkelfeld 629 Männer
hinsichtlich ihrer sexuellen Präferenz diagnostisch erfasst. In der vorliegenden Untersuchung
wird über eine Teilstichprobe von 222 Männern berichtet, bei denen eine pädophile
oder hebephile Ansprechbarkeit vorlag und die zum Erhebungszeitpunkt keine psychiatrischen
Erkrankungen aufwiesen und nicht justizbekannt waren.
Ergebnisse: Etwa zwei Drittel dieser untersuchten Teilstichprobe (n = 153) erfüllten die Kriterien
einer Hebephilie. Lediglich 15 % der Hebephilen wiesen eine ausschließliche sexuelle
Präferenz für das frühpubertäre Körperschema auf, bei der überwiegenden Mehrheit lagen
diagnostische Mischbilder vor. Nahezu alle Betroffenen gaben an, bereits sexuellen
Kindesmissbrauch begangen und/oder entsprechende Missbrauchsabbildungen genutzt zu
haben. Hebephile berichteten zudem eine höhere klinische Symptombelastung und auffälligere
Persönlichkeitscharakteristika in Bezug auf die Referenznorm sowie mehr Missbrauch
begünstigende Einstellungen als entsprechende männliche Vergleichsstichproben.
Schlussfolgerung: Die Hebephilie ist eine sexuelle Präferenzbesonderheit, kann aber im Falle einer
Störung derzeit nicht in den gültigen Klassifikationssystemen (DSM-IV-TR und ICD-10)
eigenständig kodiert werden. Aus sexualmedizinischer Sicht scheint das Vorhaben, die
Hebephilie zukünftig im DSM-5 gesondert erfassen zu können, daher sinnvoll.
Abstract
Background: The term “hebephilia” describes the sexual preference for the body scheme of pubescent
minors (Tanner stages 2 and 3). For most clinicians the definition of hebephilia as
a sexual disorder is not obvious.
Method: In all assessed males included in the Prevention Project Dunkelfeld at the Institute
for Sexual Medicine at the Charité between 2005 and 2011, who met the inclusion criteria
and showed no evidence for exclusion criteria (n = 222), the existence of a hebephilia
was examined.
Results: Approximately two thirds of the present sample (n = 153) showed responsiveness for
the body scheme of pubescent minors. Of these, only 15 % were exclusively attracted
by the pubescent body scheme and 85 % were cases of mixed types. Concerning the clinical
aspects of the sexual preference disorder, about 95 % reported child sexual abuse
and/or having used child abusive images at least once in their lifetime. Additionally,
hebephiles reported a higher level of clinical/psychological stress and more distinct
personality characteristics in relation to a comparative sample. In terms of risk
factors, hebephiles showed more offense-supportive attitudes compared to a male comparative
sample.
Conclusion: Hebephilia is a sexual disorder, but cannot be independently coded in the presently
valid classification systems (DSM-IV-TR and ICD-10). Plans to separately include this
in future in the DSM-5 represent an important step from a sexological point of view.
Schlüsselwörter
Hebephilie - Pädophilie - sexueller Missbrauch von Kindern - Prävention - DSM-5
Key words
hebephilia - paedophilia - child sexual abuse - prevention - DSM-5