Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38(02): 127-131
DOI: 10.1055/s-0032-1332985
Standpunkt
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wirtschaftliche Verordnung in der parenteralen Ernährung: Dreikammerbeutel oder alternative Versorgungsformen wie Mehrflaschenkonzepte?

Economic Prescription in the Parenteral Nutrition: Three-Chamber Bags or Alternative Forms of Care, Such as Multi-Bottle Concepts
W. Büser
Bären-Apotheke Dr. Büser
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Publication Date:
09 April 2013 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Die parenterale Ernährung (PN) ist eine relativ teure Therapie und seit Budgetrestriktionen eine breite Rolle im Gesundheitswesen spielen ist es auch wichtig, die geeigneten Nährlösungen aus wirtschaftlicher Sicht auszuwählen wählen.

Ziel: Das Ziel dieser Studie war es, die Wirtschaftlichkeit verschiedener Ernährungslösungen für eine parenterale Ernährung mit annähernd gleicher Zusammensetzung wie Multi-Flaschen-Systeme, Drei-Kammer-Beutel und Zwei-Kammer-Beutel mit Lipidüberleitung zu beurteilen. Ziel war es auch, zu sehen, ob es medizinisch und wirtschaftlich sinnvoll ist, Nährlösungen aus wirtschaftlichen Gründen zu ersetzen.

Design: In dieser Studie wurden die Nährstoffzusammensetzungen aller theoretisch möglichen Multi-Flaschen-Systeme gebildet und vergleichbar zusammengesetzte Kombinationen den handelsüblichen Drei-Kammer-Beutel und Zwei-Kammer-Beuteln mit und ohne Lipidüberleitung preislich gegenübergestellt. Um diese alternativen Lösungen in Form von drei-und Zwei-Kammer-Beutel finden zu können, wurde eine speziell entwickelte Software eingesetzt. Nur Lösungen, deren Zusammensetzung den industriell hergestellten Mehrkammerbeutelsystemen oder den Vorgaben der Leitlinie für die Parenterale Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin entsprachen, wurden in die nachfolgende wirtschaftliche Auswertung einbezogen.

Ergebnisse: Nur 5,2 % aller möglichen Kombinationen von Einzelflaschen mit Aminosäuren- und Glukoselösungen sowie Fettemulsionen (n = 80960) wiesen eine Nährstoffzusammensetzung auf, wie sie bei Dreikammerbeuteln zu finden war oder von der Leitlinie für parenterale Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM e. V.) gefordert wird. Mehrflaschenkombinationen waren dann am preiswertesten, wenn große Mengen von Glukose beteiligt waren. Die Preisvorteile konnten jedoch dann vernachlässigt werden, wenn eine angemessene Ernährung hinsichtlich Nährstoffzusammensetzung und Elektrolytgehalte berücksichtigt wurde. Drei-Kammer-Beutel waren bei einer angemessenen Nährstoffzusammensetzung die wirtschaftlichste Lösung. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn der Elektrolytgehalt der Infusionslösungen berücksichtigt wird.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass die Drei-Kammer-Beutel die erste Wahl der Infusionslösungen für eine parenterale Ernährung sind, wenn bei vergleichbarer Nährstoffzusammensetzung Mehrflaschenkombinationen mit Drei- und Zweikammerbeutelsystemen mit und ohne Lipidüberleitung verglichen werden.

Abstract

Background: Parenteral nutrition (PN) is a relatively expensive therapy and since budget restrictions play a wide role in health care systems it is also important to choose the appropriate nutrition solution from an economic standpoint.

Objective: The objective of this study was to compare the economic effectiveness and nutritional compositions of different nutrition solutions available for PN; multi-bottle systems, three-chamber bags and two-chamber bags with lipid conduction. The aim was to see if it is medically and economically reasonable to replace nutrition solutions because of economic reasons.

Design: In this study multi-bottle systems were theoretically compared and assessed using the three-chamber bags and two-chamber bags. To find these alternative solutions in form of three and two-chamber bags, a specially devised software was used. Only solutions containing nutrition composition as in industrial produced three-chamber bags and as recommended from the German Association of Nutritional Medicine were used for the subsequent economic evaluation.

Results: Only 5.2 % of all possible multi-bottle combinations (n = 80960) were in compliance with the criteria. Multi-bottle combinations were the least expensive if high amounts on glucose are added. The economic advantages are neglected if appropriate nutrition contents and electrolytes are considered. Three-chamber bags were the most economical solution and supplied an appropriate nutrition composition.

Conclusions: The results of this examination suggest that the three-chamber bags are the first choice of PN solutions if appropriate nutrition solutions and electrolytes are considered when compared to multi-bottles and two-chamber bags.

 
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