Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung:
Deutsche Perinatalzentren sind seit 2006 durch einen Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses
(GBA) verpflichtet, den von ihnen behandelten Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht
< 1 500 g eine entwicklungsneurologische Nachuntersuchung im Alter von 2 Jahren anzubieten.
Das Ziel unserer Untersuchung war die Überprüfung der Vollständigkeit dieser entwicklungsneurologischen
Nachuntersuchung der in Ulm geborenen und zusammen mit umliegenden Kinderkliniken
in unserem neonatalen Netzwerk behandelten Frühgeborenen < 1 500 g. Weiterhin sollen
die Langzeitergebnisse der 2006–2007 im Perinatalzentrum Ulm behandelten Frühgeborenen
für die pränatale Beratung dienen. Ein weiteres Ziel war die Ermittlung von Risikofaktoren
für eine ungünstige Entwicklung der Frühgeborenen in unserem Kollektiv.
Methodik:
Den Eltern jedes in Ulm geborenen Frühgeborenen < 1 500 g Geburtsgewicht wurde eine
entwicklungsneurologische Untersuchung im korrigierten Alter von 2 Jahren angeboten.
Die standardisierten Nachuntersuchungen erfolgten mit den Bayley-Scales of Infant
Development II (BSID-II) und III (BSID-III) sowie den Griffiths-Entwicklungsskalen
(GES). Im Falle auswärtiger Untersuchungen wurden die Ergebnisse von in diesen Institutionen
durchgeführten Untersuchungen übernommen.
Ergebnisse:
Im medianen (minimum–maximum) korrigierten Alter von 23 (18–27) Monaten wurden 142
(69,3%) von 205 der in Ulm behandelten und lebend entlassenen Frühgeborenen nachuntersucht.
Der Median der Untersuchungsscores betrug für den BSID-II Psychomotor Development
Index (PDI) 91 (< 50–128) (n=115), für den BSID-II Mental Development Index (MDI)
87 (< 50–134) (n=96), BSID-III MDI 95 (60–112) (n=29) und für den Griffiths-Entwicklungsquotienten
93 (67–140) (n=17). Eine schwere Behinderung hatten 36 (25,4%) der untersuchten Kinder.
Unabhängige Risikoindikatoren für eine schwere Behinderung waren das Gestationsalter
und eine höhergradige Hirnblutung.
Schlussfolgerungen:
Eine hohe Rate durchgeführter entwicklungsneurologischer Untersuchungen bei Frühgeborenen
< 1 500 g in einem neonatalen Netzwerk ist schwierig zu erreichen. Eine schwere Beeinträchtigung
der Entwicklung bei sehr unreifen Frühgeborenen ist nicht selten. Die Verbesserung
der Morbidität dieser Patientengruppe bleibt eine Herausforderung.
Abstract
Background:
Since 2006 an assessment of the neurodevelopmental outcome of very low birth weight
infants (VLBWI) at a corrected age of 2 years is mandatory for every perinatal centre
in Germany. The aim of our study was to check how complete these assessments were
performed in our population of infants born at our perinatal centre and receiving
treatment within our local neonatal network. Furthermore, the data obtained will be
used for prenatal consultations. Another objective was to identify risk factors for
adverse neurodevelopmental outcomes.
Methods:
All VLBWI were invited for a follow-up exam using the Bayley Scales of Infant Development
II (BSID-II) or III (BSID-III), or Griffiths Mental Developmental Scales) at 2 years
corrected age. The results of children assessed by other institutions were collected.
Results:
142 (69.3%) of the 205 VLBWI, born and finally discharged alive at the perinatal centre
in Ulm were assessed at a median (minimum – maximum) corrected age of 23 (18–27) months.
The BSID-II Psychomotor Development Index (PDI) 91 was (< 50–128) (n=115), the BSID-II
Mental Development Index (MDI) was 87 (< 50–134) (n=96), BSID-III MDI 95 (60–112)
(n=29) and the Griffiths Score was 93 (67–140) (n=17). Severe disability was diagnosed
in 36 (25.4%) of the children studied. Gestational age and higher grade intraventricular
haemorrhage were associated independently with severe disability.
Conclusions:
It is very difficult to achieve a high rate of follow-up examinations in preterm infants
<1 500 g in a neonatal network. Severe impairment in VLBWI is not rare. Improving
neurodevelopmental outcome remains a challenge.
Schlüsselwörter
entwicklungsneurologische Nachuntersuchung - sehr untergewichtige Frühgeborene -
intraventrikuläre Hirnblutung
Key words
outcome developmental - very low birth weight infants - intraventricular hemorrhage