Diabetologie und Stoffwechsel 2013; 8 - FV23
DOI: 10.1055/s-0033-1341683

Ein in der Notaufnahme getriggertes und stationär fortgeführtes Maßnahmenbündel bei hyperglykämen Patienten senkt Mortalität und Liegedauer

T Siegmund 1, E Zelihic 1, E Peirounaki 1, B Poneleit 1, C Dodt 1, PM Schumm-Draeger 1
  • 1Städtisches Klinikum München Bogenhausen, München, Germany

Einleitung: Blutzuckerregulationsstörungen sind bei Notaufnahmepatienten häufig und gehen mit einem verschlechterten klinischen Verlauf einher. Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden die Effekte einer frühzeitigen Identifikation und strukturierten Behandlung hyperglykämer Patienten beginnend in der Notaufnahme und fortgeführt über den stationären Aufenthalt überprüft.

Methoden: In die Studie wurden alle Patienten (n = 3664), die über einen Zeitraum von 2 Monaten in der Notaufnahme des Städtischen Klinikums München-Bogenhausen aufgenommen wurden eingeschlossen.

Entsprechend der Empfehlungen der American Diabetes Gesellschaft (ADA) wurden alle Patienten ab einem Aufnahmeblutzucker (BZ) ≥140 mg/dl als hyperglykäm angesehen und aktiv beobachtet. Bei schweren BZ-Entgleisungen (BZ ≥180 mg/dl) wurde Insulin nach einem strukturierten Basis-Bolus-Schema verabreicht und ein diabetologisches Konsil innerhalb der ersten 48 Stunden nach stationärer Aufnahme veranlasst, je nach Blutzuckerverlauf erfolgten diabetologische Rekonsile alle 24 – 48 Stunden während des gesamten Aufenthaltes.

Die Effekte dieser Intervention auf Mortalität und Krankenhausverweildauer wurden mittels einer multivariate Regressionsanalyse getestet, die auch für BZ-unabhängige Risikofaktoren wie z.B. Alter, Creatinin u.a. Laborwerte korrigierte. Außerdem erfolgte ein Vergleich mit den Ergebnissen der GLUC-EMERGE-Studie (GES), einer Beobachtungsstudie aus dem Vorjahr, bei der eine Hyperglykämie nicht strukturiert aktiv therapiert wurde.

Ergebnisse: Durch eine in der Notaufnahme getriggerte aktive Intervention und im stationären Verlauf diabetologische Weiterbetreuung konnte im Vergleich zum Kollektiv der GES eine signifikante Senkung der BZ-bedingten Liegedauerverlängerung erreicht werden (50% bei allen BZ-gestörten Patienten (-0,6 d) bzw. 60% (-1,4 d) bei Patienten mit einer schweren BZ-Entgleisung).

Das ursprünglich 2-fach erhöhte Mortalitätsrisiko für Patienten mit einer schweren BZ-Entgleisung (BZ ≥180 mg/dl) gegenüber normoglykämen Patienten (GES; p < 0,01) konnte durch das o.g. Maßnahmenbündel auf das Niveau der normoglykämen Patienten gesenkt werden.

Schlussfolgerung: Ein frühzeitiges und strukturiertes Eingreifen bei Patienten mit einer BZ-Regulationsstörung in der Notaufnahme gefolgt von einer diabetologischen Weiterbetreuung führt zu einer signifikanten Senkung von Mortalität und Liegedauer und hat somit erhebliche Konsequenzen für Patient und Krankenhaus.