Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38 - O_04
DOI: 10.1055/s-0033-1343666

Eine effektive elektronische Systemlösung zur standardisierten Erfassung der Mangelernährung als Diagnose

M Rühlin 1, 2, R Imoberdorf 2, S Roth-Schuler 3, B Marques 2, C Senn 2, 4, PE Ballmer 2
  • 1Ernährungsberatung
  • 2Departement Medizin
  • 3Medizincontrolling und Codierung
  • 4Betriebswirtschaft, Kantonsspital Winterthur, Winterthur, Schweiz

Einleitung: 20 – 50% aller Spitalpatienten weisen ein Risiko respektive eine manifeste Energie- und Eiweissmangelernährung (im Folgenden als Mangelernährung, ME, bezeichnet) auf. Obwohl deren negative medizinische sowie ökonomische Folgen unbestritten sind, fehlt es an der systematischen Erfassung der ME als Diagnose. Seit 2003 wird im Departement Medizin (DM) der Nutrition Risk Score 2002 (NRS) zur Risikoeinschätzung für ME eingesetzt, anfänglich in Papierform und seit 2011 im elektronischen Patientendossier integriert.

Ziele: Erarbeitung einer effektiven Systemlösung zur flächendeckenden Erfassung des NRS und Abbildung der ME als spezifische Diagnose.

Methoden: Mit der Einführung des elektronischen Patientendossiers (Phoenix, Version 6.32.3.4) wurde eine ideale Lösung ausgearbeitet, deren Implementierung per Juli 2012 erfolgte. Neu ist der NRS in der ärztlichen Kurzanamnese integriert. Angewählt werden vom Abteilungsarzt lediglich Score 1 – 3 zum Ernährungszustand resp. zum Schweregrad der Erkrankung. Der Gesamtscore (inkl. Alterspunkt bei ≥70J.) wird vom System errechnet und je nach Schweregrad direkt die ICD-10-Codes für ME als E 43 (NRS ≥5) oder E 44.0 (NRS 4) oder E 44.1 (NRS 3) in die Diagnoseliste überführt. Wird durch das Ernährungsassessment die Diagnose einer manifesten oder drohenden ME bestätigt, erfolgt eine adäquate Ernährungstherapie. Wöchentlich werden mittels elektronischem Controlling („NRS nicht ausgefüllt“) fehlende Erfassungen den zuständigen Ärzten gemeldet.

Resultate: Die elektronische Systemlösung führte zu keiner Zunahme der Anzahl codierten Fälle, jedoch zu einer präziseren Codierung der Diagnose ME: der unspezifische Code 46 nahm zugunsten von den spezifischen E4_-Codes ab (vgl. Tabelle). Durch das wöchentliche Controlling erfolgt die NRS-Erfassung zu 100% im gesamten DM.

E 43, E 44.0, E 44.1: spezifische Codes für ME; E 46: unspezifischer Code für ME; * vor Einführung; ** nach Einführung

2011*

Total

2012

Total

2012*

Jan.-Juni

2012**

Juli-Dez.

E43

107

73

24

49

E44.0

61

117

47

70

E44.1

34

146

95

51

E46

180

27

16

11

Total

382

363

182

181

Schlussfolgerung: Unsere hier gezeigte elektronische Systemlösung bewirkte eine vollständige, korrekte und effiziente Diagnosestellung, Dokumentation sowie Codierung der ME. Die wöchentliche Überprüfung der NRS-Erfassung war dabei von zentraler Bedeutung. Das fachgerechte Ernährungsassessment durch die Ernährungsberaterin sowie eine adäquate Ernährungstherapie werden dabei vorausgesetzt, um die Behandlungsqualität sowie die Sicherheit der Patienten mit ME zu garantieren.

Interessenkonflikte: Keine