Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38 - PP21
DOI: 10.1055/s-0033-1343694

Pilotstudie zum Einfluss von glukosereicher Diät auf den Alterungsprozess (GLURDA)

K Steinbrück 1, M Basrai 1, C Becker 2, KL Rudolph 3, SC Bischoff 1
  • 1Institut für Ernährungsmedizin, Universität Hohenheim
  • 2Klinik für Geriatrische Rehabilitation, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
  • 3Institut für Molekulare Medizin und Max-Planck-Forschungsgruppe für Stammzellalterung, Universität Ulm, Ulm, Deutschland

Einleitung: Glukose galt bislang als „Altersbeschleuniger“. Jedoch indizieren neuere tierexperimentelle Studien, dass alternde Gewebe einen erhöhten Glukosebedarf haben, und dass Glukose auch im Rahmen der menschlichen Alterung das Voranschreiten des Alterungsprozesses verlangsamen könnte [1]. Zudem gilt Zucker als schmackhafter und günstiger Energielieferant und kann zur Therapie von Mangelernährung unter bestimmten Voraussetzungen eingesetzt werden.

Ziele: Die Pilotstudie sollte untersuchen, ob und wie sich eine moderat glukosereiche Kost messbar auf Zeichen von Alterungsprozessen sowie den Ernährungs- und Allgemeinzustand auswirkt.

Methoden: Von Juli bis September 2012 wurden 14 Patienten (85 ± 3,87 Jahre) einer Rehabilitationsstation nach schriftlichem Einverständnis rekrutiert und einer Behandlungsgruppe zugeteilt. Den laut MNA mangelernährten geriatrischen Patienten ohne Diabetes Mellitus wurde zusätzlich zur normalen Kost für zwei Wochen täglich ein Glas eines glukosereichen Getränks (Traubensaft) gereicht. Die Kontrollgruppe erhielt die gleiche Kalorienmenge in Form von handelsüblicher Trinknahrung, jedoch ohne Glukose. Zu Beginn (T1) und nach der Testphase (T2) wurde der Ernährungszustand via Anthropometrie, Labor, Bioelektrischer Impedanzanalyse und Fragebögen erfasst. Ein geriatrisches Assessment zu T1 und T2 gab Aufschluss über die funktionellen Fähigkeiten und das Vorliegen altersassoziierter Einschränkungen. Biomaterialien werden derzeit auf potentielle Altersmarker wie EF1αuntersucht.

Resultate: Präalbumin verbesserte sich tendenziell in beiden Gruppen (T1: 0,19 g/l ± 0,07 auf T2: 0,24 g/l ± 0,50). Eine Steigerung der körperlichen Aktivität war in beiden Gruppen zu verzeichnen (Schrittzahl T1: 2240,57 ± 1842,14 auf T2: 3701,86± 1898,62), wobei sie sich im Durchschnitt in der Gruppe mit glukosereicher Diät deutlicher verbesserte. Das Körpergewicht sank im Mittel weiter ab. Die Nüchternglukosespiegel blieben im Normbereich.

Schlussfolgerung: Die vorläufigen Ergebnisse weisen darauf hin, dass über eine vermehrte Glukosezufuhr durch Traubensaft eine Verbesserung der Energieversorgung und eine bessere physische Funktionalität bei Älteren mit Mangelernährung erreicht werden kann, ohne nachteilige Auswirkungen auf die Stoffwechsellage. Dies soll an einem großen Kollektiv verifiziert werden.

Referenzen: [1] Missios P. et al. Glucose substitution prolongs lifespan of telomere dysfunctional mice by stimulating glycolysis and IGF-1 dependent mitochondrial biogenesis. Manuscript submitted for publication 2012

Interessenkonflikte: K. Steinbrück Förderung/Finanzielle Unterstützung durch: Robert Bosch Stiftung, M. Basrai: None Declared, C. Becker: None Declared, K. Rudolph: None Declared, S. Bischoff: None Declared