Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38 - PP36
DOI: 10.1055/s-0033-1343709

Bringt Grundlagenwissen in Pharmakologie und Toxikologie einen spürbaren Mehrwert für die Ernährungsberatung?

H Jenzer 1, G Fontana 2
  • 1aF&E Ernährung & Diätetik
  • 2Weiterbildung und Dienstleistungen, Studienleiterin Ernährungsberatung, Berner Fachhochschule Gesundheit, Bern, Schweiz

Einleitung: In der Klinischen Ernährung und in Privatpraxen tätige Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater treffen häufig auf Fälle, in denen Medikamente zumindest einen Teil der Problemstellung betreffen. Diese betreffen meist unerwünschte Wirkungen aufgrund von Food-Food- oder Food-Drug-Interaktionen. Die Berner Fachhochschule hat die Vermittlung der dazu nötigen Grundlagen an die Hand genommen.

Ziele: Bedarfsgerechter Auf- und Ausbau von Lektionen in Pharmakologie und Toxikologie im BSc Studiengang sowie von Weiter- und Fortbildungskursen für Diplomierte

Methoden: Zwischenbilanz nach zwei Grundkursen und einem Erweiterungskurs durch Evaluation der offiziellen und der zusätzlichen Fragebogen (N = 56), sowie Integration der Vorschläge in die Folgeveranstaltungen

Resultate: Die Pharmakologie-Kurse und -Vorlesungen zeigen eine erfreuliche Nachfrage und decken einen Bedarf ab. Von Seiten der Absolventinnen gab es folgende Feedbacks (O-Töne):

Änderungen im Alltag

  • „Interaktionen beachte ich mehr“

  • „jetzt eine Lücke geschlossen bei tagtäglicher Berührung mit Pharma“

  • „Sensibilisierung. Ich schaue genauer hin.“

  • „Ich verlange Medilisten“

  • „schnellere Reaktion bei unklaren Problemen“

Relevanteste Kursteile

  • „Interaktionen und Interaktionspotential von Lebensmittel(-Inhaltsstoffen), z.B. Calcium mit Tetracyclinen“

  • „Fallbeispiele“

  • „Ernährung verbunden mit Wundheilung, Onkologie und Blutgerinnung“

  • „Referenz-Datenbanken“

  • „Spezielle Pharmakologie, Wirkstoffgruppen“

Ausbauwünsche

  • „2-tägig“, „noch mehr Praxis- und Ernährungsorientierung“

  • „Inkompatibilitäten besonders bei TPN“

  • „konkrete Möglichkeiten/Chancen für Ernährungsberatung“

  • „Stoffwechselmedikamente“, „Grundumsatz“, „Metabolisches Syndrom“, spezielle Fragestellungen bei „Lactose-, Fructose-, Gluten-, Histamin-Intoleranzen“

  • „Psychopharmaka/Medikamente generell mit Gewichtszunahmen/Sensorikbeeinflussung“

  • „Medikamente in der stationären Behandlung“

  • „Appetithemmung und Sensorikbeeinflussung durch Medikamente, bes. Zytostatika“

  • „Beratungsalltag mit polymorbiden Patienten“

  • „Essstörungen“

  • „Allergien“

Schlussfolgerung: Die metabolischen Pfade sind für Lebensmittelinhaltsstoffe und Medikamente gleich. Die Absolventinnen erlangen durch Kenntnis dieser Vorgänge mehr Sicherheit beim Bearbeiten von Fragestellungen im Schnittstellenbereich Ernährung und Pharmakotherapie. Die Anregungen werden in die weiteren Kurse eingebaut.

Interessenkonflikte: Keine