Gastroenterologie up2date 2013; 09(02): 68-71
DOI: 10.1055/s-0033-1344134
Technikreport
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Antibiotikaprophylaxe bei gastroenterologischen Endoskopien

Antonia Gaus
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Publication Date:
14 June 2013 (online)

Rationeller Anibiotikaeinsatz

Aufgrund der weltweiten Zunahme von Infektionen mit multiresistenten Erregern (Methicillin-resistente Staphylococcus aureus [MRSA], Vancomycin-resistente Enterokokken [VRE], Extended-Spectrum-Betalaktamase [ESBL]) sowie der Clostridium-difficile-assoziierten Erkrankungen infolge Antibiotikaeinnahme bei gleichzeitigem Ausbleiben der Entwicklung neuer antibiotischer Substanzen ist ein zunehmend rationeller Einsatz von Antibiotika auch in der Prophylaxe gefordert. Dieser restriktive Ansatz wird in den Empfehlungen zur Antibiotikaprophylaxe bei gastroenterologischen Endoskopien der Sektion Endoskopie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS) umgesetzt.

Vorübergehende Bakteriämien. Translokationen endogener Bakterienflora während einer gastrointestinalen Endoskopie bergen das Risiko potenziell lebensbedrohlicher Infektionen, verlaufen aber häufig unbemerkt ohne jede weitere Komplikation. Auch bei alltäglichen Verrichtungen wie Zähneputzen oder Kauen kommt es zu vorübergehenden Bakteriämien, die im Vergleich zu den endoskopisch induzierten sogar noch höher liegen (z. B. Ösophagusdilatation maximal 22 % im Vergleich zu Zähneputzen maximal 68 % Bakteriämieraten), sodass eine zunehmende Einschränkung der Indikation zu einer Antibiotikaprophylaxe gerechtfertigt erscheint.

Aktuelle Empfehlung

Im Gegensatz zu früheren Empfehlungen wird aktuell keine Antibiotikaprophylaxe mehr empfohlen bei Patienten mit:

  • erhöhtem Risiko einer Endokarditis

  • endovaskulären Prothesen

  • Shunts

Erhöhtes Endokarditisrisiko. Patienten mit erhöhtem Risiko einer Endokarditis und Antibiotikaprophylaxe in der Vergangenheit sollten dokumentiert über die aktuellen Empfehlungen informiert werden. Eine Prophylaxe ist in Absprache mit dem behandelnden Arzt auf Wunsch des Patienten optional. Bei Patienten mit erhöhtem Endokarditisrisiko und bereits bestehender gastroenterologischer Infektion sind Antibiotika mit Wirksamkeit gegen Enterokokken (z. B. Ampicillin, Piperacillin, Vancomycin) einzusetzen.

Leberzirrhose mit Blutung. Patienten mit Leberzirrhose und gastrointestinaler Blutung sollten bereits zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme eine Antibiotikatherapie (Cephalosporin der 3. Generation, z. B. Ceftriaxon 2 g i. v.) erhalten, um das Risiko einer spontanen bakteriellen Peritonitis zu reduzieren. Weitere positive Aspekte einer frühzeitigen Antibiose sind eine Senkung von Blutungsausmaß, Rezidivblutung und Frühmortalität.

Neutropenie. Immunsupprimierten Patienten mit einer Neutropenie unter 500 /µl oder fortgeschrittenen hämatoonkologischen Erkrankungen wird in Absprache mit dem betreuenden Onkologen eine Antibiotikaprophylaxe empfohlen, wenn eine therapeutische Intervention geplant ist.