Einleitung: Das Auftreten einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) im höheren Lebensalter
ist häufiger als früher vermutet. Die wahre Inzidenz hängt von einer klaren Differentialdiagnose
gegenüber anderen entzündlichen Prozessen ab (wie ischämische Kolitis und NSAR-Kolitis).
Wir berichten über eine Patientin (Pat.) mit Colitis ulcerosa (CU) und rezidivierender
Sigmadivertikulitis. Klinischer Verlauf: Bei einer jetzt 71-jährigen Pat. wurde im März 2010 endoskopisch und histologisch
eine CU diagnostiziert (E3 nach der Montrealklassifikation), das Maximum der Läsionen
(Ulcera, Schleimhautblutungen) fand sich im Sigma und Colon transversum. Es wurde
mit 5-ASA Klysmen und 5-ASA oral begonnen. Im Februar 2011 wurde die Pat. wegen eines
akuten Schubs mit 6 – 8 blutig-schleimigen Stühlen hospitalisiert, endoskopisch zeigte
sich eine Zunahme der Ulcera. Orales Prednisolon, Ciprofloxacin und Metronidazol wurden
verabreicht. Eine anti-TNF-Therapie wurde von der Patientin abgelehnt, es wurde eine
Immunsuppression mit Azathioprin begonnen und Prednisolon ausgeschlichen. Im November
2011 erfolgte eine stationäre Aufnahme wegen einer Sigmadivertikulitis mit endoskopischem
Nachweis einer entzündlichen Sigmastenose, nach parenteraler antibiotischer Therapie
Entlassung mit reduzierter Azathioprindosis bei Leukopenie. Für die nächsten 10 Monate
entzog sich die Pat. weiteren Kontrollen. Im September 2012 wurden bei neuerlichem
Schub 5-ASA Klysmen rezeptiert, Azathioprin weitergeführt. Eine Anti-TNF-Therapie
oder Coloskopie wurde von der Pat. abgelehnt. Im Oktober 2012 erfolgte die Hospitalisation
wegen einer abszedierenden Sigmadivertikulitis. Mittels parenteraler Antibiotikatherapie
und Drainage gelang die klinische Stabilisierung, die elektive Sigmaresektion fand
im Dezember 2012 statt. Postoperativ wurde extern Azathioprin nicht wieder eingeleitet.
Zuletzt blieb die Pat. unter Mesagran (3 g täglich) in Remission. Schlussfolgerung: Die Erstdiagnose einer CED ist beim älteren Pat. keine Seltenheit. Die Therapieoptionen
entsprechen denen der jüngeren Pat. Es muss aber mit einer erhöhten Komorbidität durch
andere, auch gastrointestinale Erkrankungen gerechnet werden. Insbesonders kann die
Divertikelerkrankung den klinischen Verlauf der CED komplizieren. Daher sollte vor
jeder Therapieeskalation beim älteren Pat. eine endoskopische Evaluierung veranlasst
werden.