Suchttherapie 2013; 14 - PL_1
DOI: 10.1055/s-0033-1351396

Personalisierte Behandlung und Trinkmengenreduktion – Neue Horizonte in der Alkoholismusbehandlung

K Mann 1
  • 1ZI Mannheim, Universität Heidelberg

Die Erfolge in der Behandlung der Alkoholabhängigkeit in Deutschland sind gut. Allerdings stagniert die Inanspruchnahme seit Jahren auf niedrigem Niveau. Es werden zwei Wege aufgezeigt, wie die Situation verbessert und die Therapie attraktiver gemacht werden könnte. I. Studien zur individualisierten Behandlung (Patient-Treatment Matching) prüfen die „passende“ Therapie auf der Basis individueller Patientenmerkmale. Bei Alkoholabhängigen waren die Befunde bisher allerdings negativ (MATCH, UKATT). In der PREDICT Studie ergänzten wir den rein verhaltensbezogenen Ansatz (Psychopathologie) bei der Subgruppenbildung durch biologische Variablen (Genetik, Hirnfunktion). Auf allen Ebenen fanden sich Hinweise für bessere Ergebnisse bei den entsprechend charakterisierten Subgruppen. II. Neben der absoluten Abstinenz wird international auch die Reduktion des Alkoholkonsums als valides Therapieziel angesehen. Der Ansatz basiert auf der Lerntheorie und wurde erstmals mittels Verhaltenstherapie in Kanada geprüft. Diverse Studien sprechen sowohl in der Psychotherapie (MATCH, UKATT) wie auch in der Pharmakotherapie (COMBINE, Topiramat) für seine Wirksamkeit. Die Europäische Behörde für Medizinprodukte (EMA) ließ kürzlich die Kombination aus Nalmefen und psychosozialer Beratung für die Trinkmengenreduktion bei Alkoholabhängigen zu. Grundlage waren drei randomisierte, doppel-blinde und plazebo-kontrollierte Studien mit knapp 2000 Patienten. Beide Effektivitätsstudien liefen über 6 Monate und erbrachten signifikante Ergebnisse. In der Safetystudie wurde ein Jahr lang behandelt mit Hinweisen auf die Langzeitwirksamkeit und auf das Nebenwirkungsprofil. Zusammengefasst erscheinen beide Ansätze aussichtsreich. Mit Blick auf die Behandlungslandschaft in Deutschland erwartet der Referent keine Verdrängung der etablierten Therapieformen sondern eine Ergänzung. Vor allem die medikamentös gestützte Trinkmengenreduktion könnte endlich das schon lange geforderte stärkere Engagement der niedergelassenen Ärzte fördern. Damit ließen sich deutlich mehr Patienten für eine Behandlung gewinnen. Sie könnte im weiteren Verlauf an der für das jeweilige Individuum zum jeweiligen Zeitpunkt passenden Stelle erfolgen.