Suchttherapie 2013; 14 - PL_6
DOI: 10.1055/s-0033-1351401

Cannabis-Konsum: Welche Rolle spielt das Alter?

A Zimmer 1, A Bilkei-Gorzo 2, Ö Albyram 2, A Draffehn 3, K Michel 2, S Imbault 2, J Schultze 4
  • 1Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
  • 2Institut für Molekulare Psychiatrie, Universität Bonn
  • 3LIMES-Institut, Universität Bonn
  • 4LIMES-Institut, Universität Bonn

Cannabispräparate haben als Droge und als Medikament eine große Bedeutung, weil sie zahlreiche physiologische Effekte hervorrufen. Diese Effekte können im Wesentlichen durch die Aktivierung von zwei verschiedenen G-Protein-gekoppelten Rezeptoren, CB1 und CB2, erklärt werden. Den CB1-Rezeptor findet man in hoher Dichte auf verschiedenen Nervenzellen. Durch ihn werden fast alle psychoaktiven Effekte von Cannabis vermittelt. Der CB2-Rezeptor wird nicht, oder nur sehr schwach, von Nervenzellen exprimiert. Ihn findet man dafür unter anderem auf vielen Immunzellen. Die endogenen Liganden dieser Rezeptoren sind Arachidonsäurederivate, Abbauprodukte von Phospholipiden, die auf verschiedenen Synthesewegen nach Bedarf produziert werden. Im Gehirn sind diese endogenen Cannabinoide zentrales Element eines retrograden Rückkopplungssystems und modulieren so die Plastizität vieler Synapsen. Dieser Mechanismus wird durch Cannabis-Konsum beeinflusst. Für die Suchtforschung besonders bedeutsam sind mögliche Langzeiteffekte, für die es aus epidemiologischen und tierexperimentellen Untersuchungen zahlreiche Hinweise gibt. Diskutiert wird insbesondere, dass Cannabis eine Einstiegsdroge sei und das Risiko für psychotische Erkrankungen steigere. Unser Labor interessiert dabei die Frage, ob die Vulnerabilität in allen Altersgruppen gleich ist, oder ob es eine Lebensperiode mit besonders hoher Vulnerabilität gibt. Die Aktivität des endogenen Cannabinoidsystems verändert sich während des Alterns: Sie ist während der Pubertät am höchsten und nimmt mit zunehmendem Alter ab. Tiere ohne CB1-Rezeptoren zeigen Anzeichen für ein beschleunigtes Altern des Gehirns, mit einer raschen Abnahme kognitiver Leistungen und einer verstärkten Neuroinflammation. Um Langzeiteffekte in verschiedenen Altersgruppen genauer zu untersuchen, haben wir jetzt jungen und alten Tieren den psychoaktiven Inhaltsstoff von Cannabis Δ9-Tetrahydrocannabinol durch osmotische Minipumpen über einen Zeitraum von mehreren Wochen verabreicht und anschließend umfangreiche Verhaltensuntersuchungen durchgeführt. Unsere Ergebnisse zeigen deutlich, dass Cannabiseffekte altersabhängig sind.