Suchttherapie 2013; 14 - S_05_1
DOI: 10.1055/s-0033-1351419

Elterninterventionen zur Prävention von Substanzkonsum im Jugendalter – Ein systematischer Literaturüberblick

S Kuntsche 1, L Le Mevel 1, E Kuntsche 1
  • 1Sucht Schweiz, Lausanne

Einleitung: Im Jugendalter verändern sich die sozialen Beziehungen deutlich. Im Rahmen der normalen Entwicklung lösen sich Jugendliche zunehmend vom Elternhaus und wenden sich vermehrt Gleichaltrigen zu, verbringen mehr Zeit mit ihnen und messen ihnen einen zunehmend höheren Stellenwert bei der Meinungsbildung bei. Nichtsdestotrotz bleiben Eltern gerade in der frühen Adoleszenz eine wichtige haltgebende und unterstützende Instanz, und spielen auch über das Jugendalter zumeist eine zentrale Rolle im Leben der Kinder. Somit kann davon ausgegangen werden, dass Eltern auch für präventive Massnahmen und Interventionen zur Verzögerung oder Reduktion jugendlichen Substanzkonsums eine wichtige Rolle spielen.

Methode: Die vorliegende systematische Literaturanalyse basiert auf in den Datenbasen PubMed und PsychInfo erfassten Publikationen. Berücksichtigt wurden jene Studien, die innerhalb der letzten 10 Jahre im Rahmen randomisiert evaluierter Programme, die darauf abzielten auf Ebene der Eltern präventiv oder interventiv Einfluss auf den Konsumeinstieg bzw. auf das Konsumverhalten der jugendlichen Kinder zu nehmen. Begrenzt wurde die Auswahl auf jene Programme, die sich an Eltern mit Kindern unter 19 Jahren richteten. Die relevanten Studien wurden unabhängig von zwei Teammitgliedern beurteilten und identifizierten; Unstimmigkeiten wurden diskutiert und bereinigt.

Diskussion/Ergebnisse: In einem ersten Schritt wurden 18 Studien identifiziert. Erste Resultate deuten auf zwei zentrale Linien elterlicher Interventionsprogramme hin: 1. jene, welche Veränderungen elterlichen Substanzkonsums zugunsten ihrer meist sehr jungen Kinder (Vorschulalter) anstreben; 2. jene, die auf die Stärkung elterlicher Erziehungsmassnahmen im Hinblick auf den Substanzkonsum ihrer adoleszenten Jugendlichen abzielen.

Schlussfolgerung: Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass Veränderungen elterlichen Konsum im frühen Kindesalter die Exposition der Kinder bzgl. elterlichen Substanzkonsums verringert und somit die Visibilität und Normativität des Gebrauchs von Substanzen reduziert. Bei Jugendlichen scheinen Eltern durch das Setzen klarer Regeln, Grenzen und einer Nulltoleranz bezüglich des Substanzkonsums ihrer jugendlichen Kinder zur Verzögerung oder Reduktion des Sustanzkonsums ihrer Kinder beizutragen.