Suchttherapie 2013; 14 - S_09_2
DOI: 10.1055/s-0033-1351436

Mütter mit FASD-Kindern unterstützen: Das zielgruppenspezifische Erziehungskompetenztraining „Mehr MUT!“

T Hoff 1
  • 1Katholische Hochschule NRW,, Abt. Köln, DISuP

Einleitung: In Studien zur Erziehungskompetenz substanzabhängiger Mütter zeigen sich u.a. eine geringere Sensibilität gegenüber emotionalen kindlichen Signalen, eine ambivalentere Haltung gegenüber dem Kind und stärker von Provokationen geprägte Interaktionen seitens der Mütter; hinzu kommen ein geringeres Wissen über die kindliche Entwicklung sowie eine höhere Unsicherheit bezüglich der eigenen Erziehungskompetenzen (z.B. Suchman et al. 2004; Mayes & Truman 2002; Kröger et al. 2006). Auf dem Hintergrund der pränatalen Alkoholexposition ist davon auszugehen, dass Mütter von FAS(D)-Kindern ebenfalls Auffälligkeiten in der Erziehungskompetenz aufweisen und diesbzgl. mehr Unterstützung benötigen, wobei hier noch deutlicher Forschungsbedarf besteht.

Methode: Im Rahmen eines BMG-geförderten Projekts des Sozialdienstes katholischer Frauen e.V. Köln und des DISuP der Katholischen Hochschule NRW zur FAS(D)-Prävention wurde ein zielgruppenspezifisches Erziehungskompetenztraining „Mehr MUT!“ entwickelt. Durch vernetzte Angebote von Schwangerschaftsberatung, Frühen Hilfen und der Suchthilfe erhalten Mütter einen niedrigschwelligen Zugang zum Programm. Die nachgeburtliche Unterstützung richtet sich an Mütter mit vorgeburtlich riskantem Alkohol- und/oder Tabakkonsum, ggf. mit Konsum illegaler Drogen, deren Kinder FASD aufweisen bzw. bei denen alkoholbedingte Schädigungen vermutet werden. Das Erziehungskompetenztraining zielt konzeptionell auf die Verbesserung des elterlichen Interaktionsverhaltens ab und umfasst Methoden der Stressbewältigung, Emotionsregulation in der Erziehung, Auseinandersetzung mit den eigenen mütterlichen Fähigkeiten und der Entwicklung des Kindes. Im Training werden auch der Umgang mit FAS(D)-Risikokindern sowie Auswirkungen von Tabak- und polyvalentem Konsum auf das Kind thematisiert. Das Training wurde in der Pilostudie einer quantitativen Prozessevaluation durch teilnehmende Mütter und qualitativen Experteninterviews zur weiteren Beurteilung unterzogen.

Diskussion/Ergebnisse: „Mehr MUT!“ wurde von teilnehmenden Müttern bezüglich der Inhalte und Methoden sehr positiv bewertet; aus den qualitativen Ergebnissen ergeben sich Hinweise auf die weitere zielgruppenspezifische Adaption von „Mehr MUT“, z.B. für unterschiedliche Settings der Frühen Hilfen.

Schlussfolgerung: Mit dem zielgruppenspezifischen Training „Mehr MUT“ liegt erstmals ein Erziehungskompetenztraining für Mütter mit FAS(D)-Kindern vor, dessen Ergebnisse wie auch Weiterentwicklungspotenziale im Vortrag diskutiert werden.