Suchttherapie 2013; 14 - S_12_2
DOI: 10.1055/s-0033-1351448

S3-Leitlinie Tabakentwöhnung: Psychotherapie

S Mühlig 1, A Batra 2, C Schweizer 2, C Kröger 3
  • 1Chemnitz
  • 2Tübingen
  • 3München

Einleitung: Unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und -therapie (DG-Sucht) und der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) und unter repräsentativer Beteiligung der Fachgesellschaften sowie weiterer relevanter gesellschaftlicher Gruppen wird derzeit eine S3-Leitlinie zur Suchttherapie von Tabakabhängigkeit auf der Basis der aktuellen empirischen Befundlage nach den Kriterien der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) entwickelt, die eine Bewertung der Evidenzbasis sowie konkrete Therapieempfehlungen umfasst.

Methode: Die Standards der AWMF für S3-Leitlinien sehen einen komplexen und mehrstufigen Prozess der systematischen Bewertung des wissenschaftlichen Kenntnisstandes zur Wirksamkeit psychotherapeutischer Verfahren in der Behandlung der Tabakabhängigkeit vor, der replizierbar durchzuführen und zu dokumentieren ist und von der kriteriengestützten systematischen Literaturrecherche über konsensuell zu erarbeitende Fragestellungen bis zur diskursiven Entscheidung über konkrete Therapieempfehlungen reicht.

Diskussion/Ergebnisse: Nach einer systematischen Auswertung internationale Quell-Leitlinien und deren Bewertung (DELBI) wurde ein systematischer Literaturrecherche- und beschaffungsprozess begonnen, der relevante Systematische Reviews und randomisiert-kontrollierte Studien umfasst. Die methodische Bewertung der Studien erfolgt nach den Checklisten von SIGN 50 und mündet in Evidenztabellen und der Festlegung auf Evidenzgrade (CEBM 2001). Abschließend wurden Behandlungsempfehlungen konsensuell erarbeitet, die auf Stärke der Evidenz der Studien und dem klinischen Urteil erfahrener Experten basieren. Die beste Evidenz mit den höchsten Effektstärken wurden für komplexe verhaltenstherapeutische Programme sowie verhaltenstherapeutische Einzeltherapie gefunden, die deshalb Empfehlungsgrad A erhielten. Wirksamkeitsbelege für eine psychodynamische Therapie zur Erreichung der Tabakabstinenz liegen nicht vor. Die Datenlage zur Beurteilung der Wirksamkeit der Hypnotherapie zur Erreichung der Tabakabstinenz ist inkonsistent und bedarf der Ergänzung. Aversionstherapie ist zwar wirksam, sollte aber aufgrund der klinischen Einschätzung der unerwünschten Wirkungen nicht angeboten werden.

Schlussfolgerung: Verhaltenstherapeutische Gruppen- und interventionen zur Erreichung der Tabakabstinenz sollen in der medizinischen und psychosozialen Gesundheitsversorgung (flächendeckend) angeboten werden (Empfehlungsgrad A). Psychodynamische Verfahren können nicht empfohlen werden. Hypnotherapie kann angeboten werden. Aversionstherapie ist zwar wirksam, sollte aber aufgrund der klinischen Einschätzung der unerwünschten Wirkungen nicht angeboten werden.

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