Suchttherapie 2013; 14 - S_15_4
DOI: 10.1055/s-0033-1351462

Die Bedeutung der Vermittlungsform für Kurzinterventionen zum riskanten Alkoholkonsum: persönlich vs. computerisiert (PECO)

J Freyer-Adam 1, K Haberecht 2, I Schnürer 2, S Baumann 2, B Gaertner 3, U John 2
  • 1Universitätsmedizin Greifswald
  • 2Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin
  • 3Robert Koch-Institut Berlin, Charité Universitätsmedizin, Greifswald

Einleitung: Allgemeinkrankenhäuser bieten ein günstiges Setting für die Förderung von Verhaltensänderungsmotivation bei Alkoholrisikokonsumenten und somit für die Prävention alkoholattributabler (Krebs-)Erkrankungen. Bisher ist unklar, welche Vermittlungsform von Kurzinterventionen effektiver ist: persönlich oder computerisiert. Ziel ist ein Effektivitätsvergleich von individualisierten, motivationszugeschnittenen Interventionen in Abhängigkeit ihrer Vermittlungsform unter besonderer Berücksichtigung von langfristigen Effekten.

Methode: Eine mittels Screening bestimmte Stichprobe von 975 Allgemeinkrankenhauspatienten mit gesundheitsriskantem Alkoholkonsum wurde für die randomisierte Kontrollgruppenstudie rekrutiert. Patienten mit Hinweis auf eine schwerwiegende Alkoholproblematik wurden ausgeschlossen. Die Probanden wurden einer von drei Studienbedingungen zugeordnet: (1) persönliche Intervention basierend auf Motivierender Gesprächsführung, (2) Computerintervention, d.h. computergenerierte Rückmeldebriefe und (3) keine über den Routineablauf hinausgehende Intervention (Kontrolle). Die Interventionen erfolgten zu drei Zeitpunkten: direkt nach der Erstbefragung im Krankenhaus und telefonisch bzw. postalisch ein und drei Monate später. Aufgrundlage aktueller Befragungsdaten wurden für die persönliche Intervention individualisierte Beratungsmanuale und für die Computerintervention individualisierte Beratungsbriefe erstellt. Ergebnismaße wurden nach 6, 12, 18 und 24 Monaten erhoben: reduzierter Alkoholkonsum, erhöhte Verhaltensänderungsmotivation, verbessertes Wissen über die Grenzen risikoarmen Alkoholkonsums, verbesserter Gesundheitszustand und Zufriedenheit mit der Intervention.

Diskussion/Ergebnisse: Die Rekrutierung und die Interventionen sind abgeschlossen, mit einer Baseline-Teilnahme von 81% und Teilnahmeraten von 78 bzw. 72% für die Interventionen nach einem bzw. drei Monaten. Die Follow-up-Teilnahmeraten für die ersten drei Zeitpunkte lagen bislang zwischen 71 und 81%. Vorläufige Ergebnisse des 6-Monats-Follow-ups zeigten, dass beide Interventionsgruppen eher zufrieden mit ihrer Intervention waren; die Gruppe „persönlich“ jedoch zufriedener als die Gruppe „computerisiert“ (n = 397, t = 83,3, df = 395, p < 0,001).

Schlussfolgerung: Am Allgemeinkrankenhaus wurde eine große Studie mit einer sehr hohen Teilnahmebereitschaft unter Patienten mit gesundheitsriskantem Alkoholkonsum implementiert. Die ebenfalls guten bis sehr guten Follow-up-Teilnahmeraten liefern eine optimale Basis, um die Wirksamkeit einer persönlichen und einer computerisierten Intervention im Vergleich zu untersuchen, und gleichzeitig die Frage zu beantworten, ob motivierende Interventionen zur Reduktion riskanten Alkoholkonsums über die Zeit linear ansteigende Effekte bewirken.