Suchttherapie 2013; 14 - S_16_4
DOI: 10.1055/s-0033-1351467

Psychotherapie bei Patienten mit Doppeldiagnose Sucht und Persönlichkeitsstörung

S Kiszkenow 1, P Schlebusch 2
  • 1Bochum
  • 2Dortmund

Die Prävalenzraten von Persönlichkeitsstörungen sind bei Personen mit Substanzmissbrauch und Substanzabhängigkeit mindestens dreimal höher als bei Bevölkerungsstichproben (Verheul et al., 1998). Eine „künstliche“ Affektregulation durch Suchtmittel ist offensichtlich gerade für Personen mit Persönlichkeitsstörung, die in sozialer Interaktion wiederkehrend Konflikte und aversive Gefühlszustände erleben, besonders attraktiv. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund kommt es bei Patienten mit komorbider Persönlichkeitsstörung auch häufiger zu Problemen in der therapeutischen Arbeitsbeziehung, Non-Compliance und vorzeitigen Behandlungsabbrüchen. Trotz der hohen Relevanz der Thematik finden entsprechende Komorbiditätsaspekte in Standardbehandlungen sowie in der Ausbildung von Psychotherapeuten insgesamt noch zu wenig Raum. Um Personen mit Doppeldiagnose Sucht und Persönlichkeitsstörung ein angemessenes Behandlungsangebot machen zu können, bedarf es hoher fachlicher Expertise und der gezielten Berücksichtigung persönlichkeitsbedingter Aspekte auf Therapeutenseite. Dazu können etwa die Einbeziehung persönlichkeitsspezifischer Konsummotive (Schlebusch & Kiszkenow, 2011) und diesen zugrunde liegenden dysfunktionalen Schemata sowie die Anwendung komplementärer Beziehungsgestaltung (Sachse, 2006) in der Suchtbehandlung gehören.