Suchttherapie 2013; 14 - S_18_2
DOI: 10.1055/s-0033-1351473

Verarbeitung von Belohnungsreizen bei Rauchern

M Smolka 1, N Kroemer 1, A Kobiella 1
  • 1Technische Universität Dresden

Einleitung: Obwohl viele Raucher das Rauchen aufgeben wollen, sind Langzeitabstinenzraten – selbst nach der bestmöglichen bekannten Behandlung – selten höher als 35%. Motivation wird als eine der wichtigsten Komponenten von Abhängigkeitserkrankungen angesehen, da der Übergang von freiwilligem zu gewohnheitsmäßig-zwanghaftem Konsum charakteristisch ist. Des Weiteren führt der Entzug von Nikotin häufig zu Anhedonie, welche mit Entzugssymptomen korreliert und die Rückfälligkeit vorhersagt.

Methode: Einundfünfzig nikotinabhängige Raucher, 24 Gelegenheitsraucher und 30 Nichtraucher bearbeiteten zu zwei Terminen eine Instrumentelle Motivationsaufgabe (Bühler et al. Biol Psychiatry 2010), während die Hirnaktivität mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) gemessen wurde. Dabei wird in jedem Durchgang zunächst ein Hinweisreiz gezeigt, der die Belohnungshöhe pro Tastendruck während der folgenden instrumentellen Phase signalisiert. Abschließend erfolgt dann die Rückmeldung der gerade erworbenen Belohnung. Alle Versuchspersonen wurden zweimal untersucht, bei den nikotinabhängigen Rauchern erfolgte die zweite Messung nach mindestens zwei Wochen Abstinenz. Im Zeitraum vor der zweiten Messung wurden 19 nikotinabhängige Raucher rückfällig und 29 blieben abstinent.

Diskussion/Ergebnisse: Behavioral zeigten rückfällige Raucher einen geringeren Anstieg ihrer instrumentellen Motivation als Funktion der Belohnungsstufen. Das spiegelte sich auch in einem verringerten Anstieg der Aktivierung auf den Hinweisreiz mit Höhe der Belohnung wider, besonders im mesocorticolimbischen dopaminergen System (lateraler orbitofrontaler Cortex, LOFC, dorsales Striatum, ventrale tegmentale Area/Sustantia Nigra). Insbesondere die Aktivierung im LOFC war bei rückfälligen Rauchern entkoppelt von der behavioralen Antwort, was unterstreicht, dass es sich nicht lediglich um eine geringere Belohnungswirkung gehandelt hat. Des Weiteren erlaubte die Aktivierung im LOFC eine Vorhersage des Rückfalldatums innerhalb des Beobachtungszeitraums von 6 Monaten auch über die Kontrollvariablen FTND und Geschlecht hinaus.

Schlussfolgerung: Die Sensitivität des mesocorticolimbischen Systems gegenüber Belohnungen war in zeitnah rückfälligen Rauchern deutlich vermindert, auch gegenüber anderen abhängigen Rauchern. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Raucher mit bereits bestehenden dysfunktionalen Aktivierungsmustern im LOFC frühzeitig rückfällig werden, möglicherweise weil sie nach dem Rauchstopp stärker unter Anhedonie leiden.