Suchttherapie 2013; 14 - S_18_3
DOI: 10.1055/s-0033-1351474

Reaktionen auf rauchassoziierte Bilder bei Rauchern mit einer Abhängigkeit von Alkohol

R Olbrich 1, P Metzner 2, M Beutel 3
  • 1Universität Mannheim, Otto-Selz-Institut
  • 2Fachklinik Kraichtalblick, Kraichtal
  • 3Fachklinik Münzesheim, Kraichtal

Einleitung: Erwartungsgemäß haben rauchassoziierte Bilder aus der Anfangsphase des sog. Rauchrituals (BEGIN, z.B. eine Zigarette beim Anzünden) für Raucher einen höheren Anreizwert als Bilder aus der Endphase des Konsums (END, z.B. ein Zigarettenrest). Dieses Befundmuster zeigte sich in Studien mit Erfassung von Reaktionen im verbalen und im psychophysiologischen Bereich, weiterhin auch im fMRI (Mucha et al., 2008; 1999; Stippekohl et al., 2010; Winkler et al., 2010). Ausgehend von diesen Ergebnissen haben wir untersucht, ob bei Rauchern, die im Rahmen einer Alkoholkrankheit häufig eine ausgeprägte Nikotinabhängigkeit kennzeichnet, auch die Endphase des Rauchrituals mit einem hohen Anreiz verbunden ist.

Methode: Unter Verwendung von Stimulus- und Rating-Verfahren der Vorautoren wurden den Studienteilnehmern (beiderlei Geschlechts) auf einem Farbmonitor Bilder zur BEGIN- und END-Phase des Rauchens präsentiert. Diese sollten anhand von Selbsteinschätzungen (mit den Werten 1 – 9) für das Ausmaß ausgelösten Rauchverlangens sowie für die beiden Dimensionen Vergnügen (valence) und Erregung (arousal) des International Affective Picture System (Lang et al.) eingestuft werden. Zur Erfassung psychophysiologischer Reaktionen auf die Bilder wurden elektrodermale Aktivität und Herzrate (über EKG-Ableitungen) registriert.

Diskussion/Ergebnisse: Rauchverlangen wurde in der Gruppe alkoholkranker Raucherinnen für END-Bilder in hohem Maße ausgelöst, vergleichbar den BEGIN -Bildern des Rauchrituals. Auch für die Dimension Erregung (arousal) war die Präsentation von END-Bildern mit einer den BEGIN-Bildern vergleichbaren Reaktionsstärke verbunden, hier für die Teilnehmer beiderlei Geschlechts. Diese Befunde wurden in einer Replikationsstudie bestätigt. Bei den Raten phasischer elektrodermalen Reaktionen auf die Bildpräsentationen lagen END- und BEGIN-Stimuli auf gleicher Höhe.

Schlussfolgerung: Bei den hoch nikotinabhängigen Teilnehmern unserer Studien (M für Fagerström: 5,1; für Zigaretten/Tag: 20) ging von den END-Bildern ein hoher Anreiz aus. Für Tabakentwöhnungs-Ansätze, die mit schrittweiser Reduktion erfolgen, könnten unsere Befunde implizieren, dass Raucher nicht nur die Zigarettenzahl, sondern beim Konsum jeder noch verbliebenen Zigarette den gerauchten Anteil reduzieren, also das Rauchritual vor der Endphase abbrechen.