Suchttherapie 2013; 14 - S_21_4
DOI: 10.1055/s-0033-1351486

Aufsuchende Familientherapie für riskant konsumierende Jugendliche und deren Eltern

H Stickel 1
  • 1Aktionsgemeinschaft Drogen, Pforzheim e.V.

Aufsuchende Familien für riskant konsumierende Jugendliche und deren Familien Harald Stickel, AG Drogen Pforzheim e.V. Einleitung Die Zunahme von Abhängigkeitsentwicklungen im Jugendalter erfordert den Ausbau bzw. eine Weiterentwicklung von therapeutischen Angeboten in der Jugend- und Suchthilfe sowie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Vor diesem Hintergrund hat die Aktionsgemeinschaft Drogen Pforzheim e.V. von Juli 2008 bis August 2011 im Auftrag des BMG ein Pilotprojekt „Aufsuchende Familientherapie“ durchgeführt. Die Erreichbarkeit der Zielgruppe, Verbesserung der Lebenssituation und die Effekte der Methode waren die formulierten Projektziele. Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet von FOGS, Frankfurt und Delphi, Berlin. Methoden Zur Bearbeitung der Fragestellungen wurde mit der Methode der aufsuchenden Familientherapie nach M. L. Conen gearbeitet. Jugendliche im Altern zwischen 16 und 27 Jahren und ihre Familien (N = 51) wurden erreicht. In der wissenschaftlichen Begleitung wurden zwei Überweiserbefragung durchgeführt. Mit 12 Erziehungsberechtigten und 7 Jugendlichen wurden 6 Monate nach Ende der Behandlung problemzentrierte Interviews geführt und mit einer qualitativen Inhaltsanalyse bewertet. Ergebnisse Von den betroffenen Jugendlichen waren 40 (80,4%) männlich und 10 (19,6%) weiblich. Bei rund 92% der Jugendlichen wurde zu Beginn der Behandlung ein (riskanter) Suchtmittelkonsum festgestellt, bei etwa 88% lag ein problematischer Mischkonsum von Alkohol und Cannabis vor. Die intensive therapeutische Arbeit im familiären Umfeld führt zu einer Verbesserung der Kommunikation innerhalb der Familie, Verbesserung der elterlichen Kompetenz im Umgang mit Konflikt- und Krisensituationen oder ein besseres tägliches Miteinander. Die Jugendlichen bestätigen die Zunahme eigener Kompetenz und verbesserter Selbstwirksamkeit. Die Auswertung des Projekts konnte signifikante und zum Teil starke Effekte in verschiedenen Zielmerkmalen feststellen: Drogenkonsum, konsumbezogene Probleme, familienbezogen Merkmale, internalisierende und externalisierende Störungen. Schlussfolgerungen Die aufsuchende Familientherapie kann als wirkungsvolles Verfahren in der Behandlung jugendlicher Suchtmittelkonsumenten zwischen 16 und 20 Jahren betrachtet werden. Die Träger der öffentlichen Jugendhilfe vor Ort haben sich deshalb zu einer Regelfinanzierung im Rahmen der Hilfen zur Erziehung entschieden.