Suchttherapie 2013; 14 - S_24_1
DOI: 10.1055/s-0033-1351495

Die Rückfallprognose bei Alkoholabhängigen: Haben kognitive Prozesse Vorhersagewert?

M Rinck 1, E Becker 1, C Eberl 2, S Pawelczack 2, R Wiers 3, J Lindenmeyer 2
  • 1Radboud University Nijmegen
  • 2salus klinik Lindow
  • 3University of Amsterdam

Einleitung: "Vorhersagen sind sehr schwierig, vor allem über die Zukunft." Diese Aussage ist sicherlich richtig, wenn es um behandelte Alkoholiker geht: Wer wird nach der Behandlung rückfällig, und wer wird am meisten von verschiedenen Behandlungsalternativen profitieren? Um die Qualität von Rückfallprognose und Therapieauswahl zu erhöhen, untersuchten wir die prädiktive Validität von bisher kaum genutzten Variablen, welche auf kognitiven Prozessen beruhen. Zahlreiche gut kontrollierter Laborstudien haben gezeigt, dass Alkoholabhängigkeit mit verschiedenen kognitiven Verzerrungen einhergeht, z.B. bei Aufmerksamkeit, Assoziationen und Annäherungs-Vermeidungs-Tendenzen. Eine offene Frage ist jedoch, ob diese Verzerrungen auch vorhersagen können, welche Patienten nach erfolgreicher Behandlung rückfällig werden.

Methode: Etwa 800 alkoholabhängige, stationär behandelte Patienten der salus klinik in Lindow absolvierten eine Batterie von kognitiven Aufgaben bzgl. Aufmerksamkeit, exekutiver Kontrolle, Assoziationen und Annäherungs-Vermeidungs-Tendenzen. Dies geschah sowohl zu Beginn als auch kurz vor dem Ende ihrer dreimonatigen Behandlung, die aus individualisierter kognitiver Verhaltenstherapie bestand. Darüberhinaus absolvierte die Hälfte der Patienten ein computer-basiertes Joystick-Training (12 Sitzungen à 15 min), das automatische Alkohol-Vermeidungs-Tendenzen stärkt und die Rückfallwahrscheinlichkeit verringert. Wir haben bereits mehrmals gezeigt, dass dieses Training die Rückfallrate um ca. 10% verringert (Wiers et al., 2011; Eberl et al., 2012), aber es ist noch unklar, wer am ehesten davon profitiert. Daher untersuchten wir, welche der oben erwähnten kognitiven Prozesse vorhersagen, wer generell eine höhere Rückfallwahrscheinlichkeit hat (sog. prognostische Variablen) bzw. wessen Rückfallwahrscheinlichkeit sich am ehesten durch das Training verringern lässt (sog. präskriptive Variablen).

Diskussion/Ergebnisse: Wir werden einen Überblick über die verwendeten kognitiven Aufgaben und Prozesse geben, und wir werden berichten, welche Variablen als prognostische bzw. prädiktive Variablen den Rückfall vorhersagen konnten.

Schlussfolgerung: Die Identifikation von prognostischen und präskriptiven Variablen kann dazu beitragen, die Rückfallprophylaxe bei Alkoholabhängigen zu verbessern.