Suchttherapie 2013; 14 - S_29_1
DOI: 10.1055/s-0033-1351515

Erfolgreiche stationäre Behandlung von jungen Abhängigen unter veränderten Bedingungen

R Frank 1
  • 1Therap. Einrichtung Eppenhain, Kelkheim

Einleitung: Drogengebrauchsmuster unter Jugendlichen ähneln sich teilweise, sind dennoch verschieden, werden von intrinsischem und extrinsischem Verhalten beeinflusst und stehen in einem komplexen Kontext biologischer, psychischer, sozialer und gesellschaftlicher Bedingungen, folgen Modeerscheinungen und verändern sich mit jeder Generation von Jugendlichen. Ebenso muss über modifizierte Behandlungskonzepte auf veränderte Bedingungen in der Behandlung junger Abhängiger reagiert werden, um weiterhin erfolgreich zu bleiben.

Methode: Es werden anonymisierte Daten von 922 Patienten/-innen der Therapeutischen Einrichtung Eppenhain seit dem Jahr 2000 zugrunde gelegt, um die Veränderungen im Substanzgebrauch und bei den Störungsbildern unter Jugendlichen, die sich in medizinischer Rehabilitation befinden, zu verdeutlichen.

Diskussion/Ergebnisse: So hat sich zum Beispiel der Anteil der Hauptdiagnosen erheblich verändert. Betrug der Anteil von behandelten Opiatabhängigen Mitte der 1990er Jahre noch über 50% hat sich dieser im Jahr 2013 auf 2% reduziert. Cannabisabhängige hingegen hatten 2012 einen Anteil von 62%, im Jahr 2000 waren es lediglich 17,8%. Der Konsum von Legal Highs (Research Chemicals) und deren eingeschränkte Nachweisbarkeit bei Drogentests erschweren die Arbeit und die Erfolgsaussichten genauso, wie eine mangelnde Bereitschaft von medizinischen Rehabilitations-Kostenträgern die pathologische Nutzung von Computern als behandlungsrelevante Hauptdiagnose anzuerkennen. Außerdem stellen wir eine Zunahme der komorbiden Störungen in der Behandlungsgruppe fest. Immer häufiger liegen beginnende psychiatrische Störungen vor. In Konsequenz erfolgt eine erhöhte Vergabe von Psychopharmaka während der Behandlung. Gleichzeitig hat sich die Dauer der Behandlung in der medizinischen Rehabilitation auf ca. 7,5 Monate verkürzt, in den 1980-er Jahren waren es manchmal mehr als 20 Monate.

Schlussfolgerung: Um mit den veränderten Bedingungen umgehen zu können wurden in den letzten Jahren neue Behandlungskonzepte erstellt und etabliert. Cannabisabhängige werden mit StACk 4 U 2 behandelt, psychiatrische Störungen werden unter anderem medikamentiert, pathologische PC-Nutzer/-innen mit ReWelT 3 behandelt, an das Personal werden veränderte Anforderungen gestellt und wegen verkürzter Kostenzusagen der medizinischen Leistungsträger ist die Jugendhilfe über SGB VIII verstärkt gefordert. Wie in einer Stationären Einrichtung für jugendliche Drogenkonsumenten/-innen mit diesen neuen Herausforderungen und den damit verbundenen Fragen umgegangen und erfolgreich behandelt werden kann, soll über den Vortrag erörtert werden. 2 Stationäres Abstinenztraining für Cannabiskonsumenten/-innen für Jugendliche (StACk 4 U) 3 Real-Welt-Training für jugendliche mit pathologischem Internet- und PC-Nutzungsverhalten (ReWelT)