Suchttherapie 2013; 14 - S_29_4
DOI: 10.1055/s-0033-1351518

Fremd- und Eigenmotivation zur Aufnahme eines Interventionsangebots bei problematischem Cannabiskonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen – eine Analyse verschiedener Zugangswege und Settings

C Baldus 1, O Reis 2, R Thomasius 1
  • 1Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- u. Jugendalters., Hamburg
  • 2Universitätsklinikum Rostock

Einleitung: Problematischer Cannabiskonsum geht für Jugendliche und junge Erwachsene einher mit beträchtlichen Risiken für den weiteren psychosozialen Entwicklungsverlauf. Darüber hinaus sprechen bisherige Studienbefunde dafür, dass die Reife- und Unabhängigkeitsentwicklung gerade bei jungen Cannabiskonsumenten beeinträchtigt ist. Junge Cannabiskonsumenten begeben sich daher typischerweise nicht allein aus eigenem Antrieb in das Hilfesystem, sondern werden von Eltern, Ausbildungsstelle oder justiziellen Einrichtungen zur Aufnahme geeigneter Interventionsangebote gedrängt. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es anhand vorliegender Daten aus dem Projekt „CAN Stop“, einem Gruppentraining gegen problematischen Cannabiskonsum, herauszufinden, mit welchen Faktoren Eigen- bzw. Fremdmotivation bei der Aufnahme des Interventionsangebots zusammenhängen. Des weiteren wird der moderierende Einfluss verschiedener Zugangswege und Settings genauer beleuchtet, hierbei verglichen werden das ambulante Jugend- und Suchthilfesetting, das ambulante medizinische System, das stationäre medizinische System und der Intervention im Rahmen einer Jugendhaftstrafe.

Methode: Anhand querschnittlicher Daten von n = 306 jungen Cannabiskonsumenten im Alter zwischen 14 und 21 Jahren werden Faktoren beleuchtet, die mit dem Vorliegen von Eigen- und Fremdmotivation zur Aufnahme eines Interventionsangebots bei problematischem Cannabiskonsum einhergehen. Untersucht werden dabei u.a. das Alter, das Vorhandensein mehrerer Problemfelder in Folge des Konsums, das Zusammensein mit Eltern und Peers, bisheriger Konsummuster, sowie eigener Veränderungswünsche bezüglich des Konsums. In einer weiteren Analyse wird der moderierende Einfluss des Zugangswegs und des Settings auf die vorgenannten Zusammenhänge untersucht.

Diskussion/Ergebnisse: Die Ergebnisse deuten darauf, dass Fremd- und Eigenmotivation zur Aufnahme eines Interventionsangebots bei problematischem Cannabiskonsum negativ miteinander korreliert sind. Das Vorhandensein von äußerem Druck zur Aufnahme eines Angebots steht nicht in Zusammenhang mit dem tatsächlichen Konsum.

Schlussfolgerung: Das Geflecht verschiedener Einflüsse bezüglich der Aufnahme eines Interventionsangebots wird diskutiert und es werden Implikationen für die Praxis des Zugangs junger Cannabiskonsumenten in Interventionsangebote diskutiert.