Suchttherapie 2013; 14 - S_30_4
DOI: 10.1055/s-0033-1351522

Landesprogramm „Glücksspielsuchtprävention und Beratung Spielsüchtiger“ Rheinland-Pfalz – Langzeitbetrachtung zur flächendeckenden Versorgung Pathologischer Glücksspieler und Internetsüchtiger

S Giralt 1, K Wölfling 1, M Beutel 1
  • 1Ambulanz für Spielsucht, Psychosomatik Mainz, Universitätsmedizin Mainz

Einleitung: Auch der Erste Glücksspieländerungsstaatsvertrag bekräftigt anhand der übergreifenden Ziele die Verhinderung und Bekämpfung von Glücksspiel- und Wettsucht sowie den Jugend- und Spielerschutz. Zur Erreichung dieser Ziele standen den Ländern verschiedene, Maßnahmen zur Verfügung. Das Ministerium für Soziales, Arbeit Gesundheit und Demografie in Rheinland-Pfalz (RLP) beschloss den Aufbau eines flächendeckenden Netzwerks von Beratungsstellen zur Suchtberatung und -prävention sowie zusätzlicher Forschungsförderung. Das niederschwellige Beratungsangebot, dass im März 2009 ins Leben gerufen wurde, richtet sich nicht nur an Pathologische Glücksspieler, sondern auch an computerspielabhängige Betroffene. Das Landesprogramm in RLP zeichnet aus, dass die Fachstellen als „geeignete Stellen“ nach dem Landesgesetz zur Ausführung der Insolvenzordnung (AGInsO) anerkannt sind. Somit ist eine Schuldnerbetreuung am Standort gewährleistet. Die wissenschaftliche Betreuung und Evaluation des Landesprogramms wurde der Ambulanz für Spielsucht Psychosomatischen Klinik der Universitätsmedizin Mainz übertragen.

Methode: Aufgrund einer an den Deutschen Kerndatensatz angelehnten Datenerfassung, konnten seit 2009 Erkenntnisse zur Beratung und Weitervermittlung Glücksspielabhängiger bzw. Computerspielabhängiger sowie deren Charakteristika ermittelt werden. Die Daten beziehen sich auf soziodemographische, anamnestische und psychosoziale Charakteristika der Betroffenen.

Diskussion/Ergebnisse: Bei der Langzeitbetrachtung wurden zwischen 2009 und 2012 insgesamt 2.400 beratungssuchende Klienten in einem ersten persönlichen Beratungsgespräch gesehen. Es handelte sich hierbei vor allem um Männer (90%), die überwiegend die Kriterien einer Glücksspielsucht (mehr als 5 Punkte: BIG-S, Grüsser et al., 2006) erfüllten. Die Gesamtschulden beliefen sich auf 19.175.000€. Viele von Ihnen wiesen einen minderjährigen Einstieg in das Glücksspiel auf. 90% der Betroffenen spielten an Geldspielautomaten. Die computerspielabhängigen Ratsuchenden erwiesen sich als eine inhomogene Gruppe, die sich ebenfalls vor allem aus Männern zusammensetzt.

Schlussfolgerung: Vor allem bei glücksspielenden Betroffenen handelt es sich um eine hoch-pathologische Klientel, die von dem niederschwelligen Beratungs- und Weitervermittlungsangebot profitiert. Im Vordergrund stehen massive Spielschulden und verschiedene negative Konsequenzen. Aus den Daten wird deutlich, dass insbesondere Geldspielautomaten für die Entwicklung einer Glücksspielsucht verantwortlich sind. Zusätzlich bilden die Beratungsstellen eine wichtige Anlaufstelle für Computerspielsüchtige und deren Angehörige.